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Dekarbonisierte Gase ermöglichen Klimaneutralität im Wohngebäudebereich

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Autor: Elisabeth Terplan

Der Gebäudesektor steht für etwa 16 % der CO2-Emissionen in Deutschland. Diesen Bereich in die Klimaneutralität zu führen, ist eine immense Herausforderung und so verpasste der Gebäudesektor jüngst die gesteckten Klimaziele für das Jahr 2020. Die von Zukunft Gas in Auftrag gegebene Studie „Klimaneutral Wohnen“ der Nymoen Strategieberatung zeigt: Im Wohngebäudebestand ist eine Reduktion der CO2-Emissionen hin zur Klimaneutralität finanzierbar möglich. Ein zentraler Hebel zur CO2-Reduzierung liegt in der Dekarbonisierung des Energieträgers Gas.

Die Studie „Klimaneutral Wohnen“ ist eine der bisher detailliertesten Gesamtbetrachtungen im Hinblick auf den tatsächlichen Wohngebäudebestand in Deutschland und den entsprechenden Sanierungsmöglichkeiten. Mittels eines aufwändigen Berechnungsalgorithmus wurden für 974 Kategorien an Bestandsbauten detaillierte Wege zur Klimaneutralität bis 2050 ermittelt. Kriterien für die Berechnung waren u.a. Alter und Bauweise der Gebäude, aber auch ob das Gebäude selbst genutzt oder vermietet wird. Ziel der Berechnungen war es, die größtmögliche CO2-Einsparung unter der Randbedingung zu erreichen, dass die Eigentümer der Wohngebäude die erforderlichen Maßnahmen auch finanzieren können. Dabei sind 1.760 verschiedene Sanierungsfahrpläne für alle in Deutschland bestehenden Wohngebäudetypen entstanden.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Klimaneutralität im Wärmemarkt finanzierbar möglich ist. Den größten Anteil an der Reduktion hat dabei der Einsatz von dekarbonisierten Energieträgern. Auch im Jahr 2050 werden gasförmige Energieträger weiterhin die beliebteste Heizquelle im Wohngebäudebestand sein. Strom, als zweite Säule der Wärmeversorgung, ist vor allem im Neubau als Heizoption attraktiv.

So werden laut der Studie im Jahr 2050 zwei verschiedene gasförmige Energieträger zum Einsatz kommen: ein Gasmix, der zu 80 % aus Biomethan und 20 % dekarbonisiertem Wasserstoff besteht und reiner Wasserstoff, der aus grünen, türkisen und blauen Wasserstoffrouten produziert wird.

Dr. Tim Kehler, Vorstand der Brancheninitiative Zukunft Gas: „Durch den Einsatz von dekarbonisiertem Gas als zuverlässigen Energieträger gelingt eine finanzierbare Wärmewende.“ Unterstützt werde diese Wende durch technische Innovationen der Heizungsbranche: Effiziente Brennwerttechnik, die Brennstoffzelle und Geräte, die mit reinem Wasserstoff betrieben werden können. „Voraussetzung ist jedoch“, so Kehler weiter, „dass der Fokus des Regulierungsrahmens mehr auf der Einhaltung der CO2-Minderungsziele und weniger auf der Vorgabe konkreter Maßnahmen liegt. Dazu ist es notwendig, alle klimaneutralen Energieträger und deren Anwendungstechnologien als Klimaschutzlösungen im Gebäudebereich anzuerkennen und in Förderprogrammen zu berücksichtigen.“

Auch müssen jetzt die Weichen für einen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft gestellt werden, so Kehler weiter: „Die Studie unterstreicht die Bedeutung von Wasserstoff für den Wärmemarkt. Wir sollten uns daher intensiver mit effizienten und klimaneutralen Produktionsmöglichkeiten, wie etwa der Methanpyrolyse, auseinandersetzen. Nur so können wir den künftig hohen Bedarf an Wasserstoff decken und Wasserstoff zur neuen Volksenergie machen. Außerdem sollte die Politik durch eine Anpassung der Öko-Design-Richtlinie die Geräteindustrie unterstützen, weitere Heizgeräte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, die H2-ready sind.“

 

(Quelle: Zukunft Gas/2021)