Generic filters
Exact matches only
FS Logoi

Biogasbranche fordert dezentrale Biogasanlagen statt neue Gaskraftwerke

Das Wort „Biogas“ in der Kraftwerksstrategie der Bundesregierung vergeblich. Dabei könnten die bestehenden Biogasanlagen laut Fachverband Biogas, den Bau neuer Gaskraftwerke überflüssig machen. 

von | 23.02.24

23. Februar 2024 |  Das Wort „Biogas“ in der Kraftwerksstrategie der Bundesregierung vergeblich. Dabei könnten die bestehenden Biogasanlagen laut Fachverband Biogas, den Bau neuer Gaskraftwerke überflüssig machen. 

Die Zukunft der Biogasnutzung in Deutschland entscheide sich jetzt. Mit diesen deutlichen Worten beschreibt der Präsident des Fachverbandes Biogas, Horst Seide, die Situation seiner Branche im Rahmen der Pressekonferenz am 22.2.2024.

Die Kraftwerksstrategie (KWS), die Nationale Biomassestrategie (NaBiS) und vor allem die nächste Biomasse-Ausschreibung stellen die Weichen für den Fortbestand des Biogasanlagen-Parks. Noch gibt es knapp 10.000 Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 6 Gigawatt, die pro Jahr über 33 Terawattstunden Strom erzeugen – was ca. 6 % des Stromverbrauchs in Deutschland entspricht – und die gleiche Menge an Wärme, die v.a. im ländlichen Raum genutzt wird. Doch für hunderte Anlagen endet der EEG-Vergütungszeitraum in den nächsten Jahren – und die Ausschreibungsrunden für eine Anschlussvergütung waren zuletzt dreifach überzeichnet.

„Die Betreiber wollen, wenn man sie lässt“, weiß Horst Seide. Eine Verdopplung der aktuellen Leistung von 6 auf 12 GW bis 2030 wäre problemlos möglich. Das würde den Bau neuer Gaskraftwerke überflüssig machen. „Und das bedeutet nicht, dass wir mehr Biogas erzeugen und dafür mehr Biomasse einsetzen, sondern dass wir zusätzliche Blockheizkraftwerke aufstellen und damit nur dann Strom produzieren, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht“, betont der Präsident. Diesen Unterschied zwischen Leistung und Arbeit habe auch die Bundesregierung noch nicht ganz durchdrungen, vermutet er, denn das Wort „Biogas“ komme in der KWS nicht vor.

Er fordert daher aus dem politischen Berlin ein klares Signal pro Biogas – denn es sei für niemanden nachvollziehbar, warum ein funktionierender, mit erneuerbarer Energie betriebener Kraftwerkspark zurückgebaut wird und zugleich Milliarden für neue, mit fossilem Gas betriebene Kraftwerke ausgegeben werden. Das sei weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll.

Um das vorhandene Potenzial zu nutzen, müsse das Ausschreibungsvolumens auf 900 MW pro Ausschreibungsrunde und der Flexzuschlag auf 120,- €/kW und Jahr angehoben werden. Das sei immer noch erheblich günstiger als der Bau neuer Kraftwerke, versichert Seide. Bis 2040 ließe sich die Biogas-Leistung sogar auf 24 GW erhöhen.

„Wenn der bestehende Anlagenpark erst einmal stillgelegt ist, lässt er sich später nicht mehr reaktivieren“, mahnt auch Christoph Spurk, Vizepräsident des Fachverbandes und Geschäftsführer eines großen deutschen Biogasanlagen-Herstellers. Es gehe darum, gut funktionierende Anlagen und das über 20 Jahre aufgebaute Know-How der Betreiber zu erhalten und weiterzuentwickeln. „Wir müssen jetzt die nächsten Schritte gehen, die Erneuerbaren in allen Sektoren miteinander verzahnen, alle Technologien optimal einsetzen“, fordert Spurk.

Man dürfe bei Biogas nicht die gleichen Fehler machen wie damals mit der Solar- und Windbranche und die deutsche Marktführerschaft auch hier verspielen. „Noch können die heimischen Unternehmen die Weiterentwicklung der Biogasnutzung umsetzen“, verspricht Spurk. Noch gebe es motivierte Arbeitskräfte in der Branche, die das notwendige Biogas Know-how haben. Aber man brauche jetzt klare Signale und eine verlässliche Perspektive, auf deren Basis die Betreiber den Weiterbetrieb ihrer Anlagen kalkulieren und letztlich auch Kredite dafür erhalten können.

„Energiewirtschaftlich macht es absolut keinen Sinn, bestehende dezentrale Kraftwerke stillzulegen und dafür neue zu bauen“, bestätigt Christoph Spurk die Aussagen von Präsident Horst Seide.

(Quelle. FV Biogas /2024)

Jetzt Newsletter abonnieren

Immer das neuste in Ihrem Postfach.

Hier anmelden

Energiepark Bad Lauchstädt: Erster H2-Kunden erhält Netzanschluss
Energiepark Bad Lauchstädt: Erster H2-Kunden erhält Netzanschluss

Im Auftrag der Ontras Gastransport GmbH hat die Ferngasleitung (FGL) 701 am 3. September eine neue Abzweig-Armaturengruppe erhalten. Die Ferngasleitung ist Teil des Energieparks Bad Lauchstädt. Über den Abzweig will der Netzbetreiber künftig die TotalEnergies Raffinerie Mitteldeutschland mit grünem Wasserstoff versorgen.

mehr lesen
Großer Teststand für Elektrolyseure öffnet am FZ Jülich
Großer Teststand für Elektrolyseure öffnet am FZ Jülich

Das Forschungszentrum Jülich hat am 28. August einen neuen Teststand für Elektrolyseure eingeweiht. Darin werden echte Industrie-Stacks untersucht und mit fortgeschrittener Sensorik fortlaufend beobachtet. Die Anlage des Projekts DERIEL ist Teil des Wasserstoff-Leitprojektes H2Giga des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Sie soll es Wissenschaftlern und Unternehmen ermöglichen, ihre Technologie weiterzuentwickeln und Elektrolyseure „made in Germany“ effizienter und langlebiger zu machen.

mehr lesen
Lubmin: HH2E findet Baupartner für 100-MW-Elektrolyseur
Lubmin: HH2E findet Baupartner für 100-MW-Elektrolyseur

HH2E hat einen Bauvertrag im Wert von 45 Millionen Euro mit dem Unternehmen Gebrüder Karstens Bauunternehmung für eine 100-MW-Anlage unterzeichnet. Karstens wird alle Struktur- und Tiefbauarbeiten für die Anlage leiten. Dabei will es mit regionalen Partnern zusammenarbeiten, um die lokale Wirtschaft zu fördern.

mehr lesen
Stapel Probeabo Gas

Sie möchten unser Magazin testen?

Bestellen Sie das kostenlose Probeheft!

Überzeugen Sie sich selbst: Gerne senden wir Ihnen die gwf Gas + Energie kostenlos und unverbindlich zur Probe!