Generic filters
FS Logoi

Hohe Emissionen bei Schiefergas-Fracking zu erwarten

Am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) entstand eine Studie, in welcher erstmals die Emissionen bei der Förderung von Schiefergas in Deutschland und Großbritannien geschätzt wurden. Die real zu erwartenden CO2-Emissionen liegen der Studie nach höher als die geschätzten Emissionen aus dem derzeit in Deutschland geförderten Erdgas. Zugleich erfordern potenzielle Risiken das strikte Einhalten von Umweltvorschriften.

von | 27.07.19

NULL
n den vergangenen zehn Jahren ist die Erdgasproduktion in den Vereinigten Staaten (USA) rapide gestiegen. Vor allem durch Schiefergas, das etwa 60 % der derzeitigen Gesamtproduktion der USA ausmacht. Schiefer, ein feinkörniges, laminiertes, sedimentäres Gestein, weist eine geringe Durchlässigkeit (Permeabilität) auf, die in der Vergangenheit die Gewinnung dieser Gasart erschwert und damit unwirtschaftlich machte. Die Fortschritte bei Horizontalbohrungen, beim Fracking, in den vergangenen Jahren haben jedoch bisher nicht erreichbare Schiefergasreserven für die großtechnische, kommerzielle Produktion erschlossen. Da die Erdgasvorkommen schwinden und aufgrund der Erfahrungen in den USA steht die Debatte über das Fördern von Schiefergas seit einigen Jahren in vielen europäischen Ländern ebenfalls im Fokus. Vor allem, weil Schiefergas angeblich Klimavorteile gegenüber Kohle hat und sich positiv auf die heimische Energiesicherheit auswirken könnte. Lorenzo Cremonese vom IASS hat eine Studie geleitet, für welche die Treibhausgase- und Luftschadstoffe untersucht wurden, die bei der Schiefergasproduktion in Deutschland und Großbritannien zu erwarten sind. Dies sind Stoffe wie Kohlendioxid, Methan, Kohlenmonoxid, Stickoxide, Feinstaubpartikel und andere flüchtige organische Verbindungen. Das Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Uni Potsdam, der TNO Utrecht, der FU Berlin und des IASS hielt fest, wie viele dieser chemischen Verbindungen in die Atmosphäre frei gesetzt werden – basierend auf der geschätzten geothermischen Energiegewinnung (Reservoirproduktivität), der Praxisleistung und eingesetzten technologischen Lösungen. Das Ergebnis ihrer Untersuchung wurde im „International Journal Elementa - Science of the Anthropocene“ veröffentlicht. Das Autorenteam ordnete die Gasverluste jeder Stufe der vorgelagerten Gasproduktion zu, um die Gesamtemissionen bestimmen zu können und zwei plausible Hauptszenarien zu generieren: ein „realistisches“ und ein „optimistisches“ Szenario. Während die Methanleckraten im „optimistischen Fall“ mit den offiziellen Angaben der nationalen Regierungen vergleichbar sind, liegen die Ergebnisse für den „realistischen Fall“ deutlich über den aktuellen nationalen Emissionsbilanzen in diesen Ländern. Beim Blick auf die CO2-Bilanz, ist die Emissionsintensität für die Stromerzeugung über Schiefergas weitaus höher als aktuelle Schätzungen für die konventionelle Gasförderung in Deutschland auflisten - und zwar um bis zu 35 Prozent. Die Studie lässt ernsthafte Bedenken entstehen hinsichtlich der Genauigkeit von Schätzungen der Methanleckage im Zusammenhang mit dem derzeitig konventionell geförderten Gas. Die Ergebnisse zeigten jedoch auch, dass die Freisetzung von Luftschadstoffen wie Kohlenmonoxid, Stickoxid und Feinstaub in allen wahrscheinlichen Szenarien im Vergleich zu den übrigen nationalen Emissionen dieser Stoffe vernachlässigbar ist. Allerdings haben die Luftschadstoffe im Gegensatz zu den Treibhausgasen direkte gesundheitliche Auswirkungen auf lokaler und regionaler Ebene, was zurzeit in einer weiteren Studie untersucht wird. Die vorliegende Studie trägt dazu bei, eine Lücke in der wissenschaftlichen Debatte über die europäischen Schiefergasreserven und die Auswirkungen ihrer Nutzung zu schließen. „Falls Schiefergas in Europa Realität wird, wissen wir, dass die möglichen Risiken eine strenge Einhaltung von Umweltvorschriften erfordern, um unvermeidliche Mängel zu minimieren“, erklärt Wissenschaftler Cremonese. Darüber hinaus liefere die Studie wertvolle Erkenntnisse für eine Diskussion zwischen Öffentlichkeit und politischen Entscheidungsträgern über die Klimaauswirkungen einer neuen Gasindustrie. Und allgemeiner darüber, ob und wie Erdgas beim weltweiten Energiewandel eine Rolle spielen kann. (Quelle: IASS)

n den vergangenen zehn Jahren ist die Erdgasproduktion in den Vereinigten Staaten (USA) rapide gestiegen. Vor allem durch Schiefergas, das etwa 60 % der derzeitigen Gesamtproduktion der USA ausmacht. Schiefer, ein feinkörniges, laminiertes, sedimentäres Gestein, weist eine geringe Durchlässigkeit (Permeabilität) auf, die in der Vergangenheit die Gewinnung dieser Gasart erschwert und damit unwirtschaftlich machte. Die Fortschritte bei Horizontalbohrungen, beim Fracking, in den vergangenen Jahren haben jedoch bisher nicht erreichbare Schiefergasreserven für die großtechnische, kommerzielle Produktion erschlossen.
Da die Erdgasvorkommen schwinden und aufgrund der Erfahrungen in den USA steht die Debatte über das Fördern von Schiefergas seit einigen Jahren in vielen europäischen Ländern ebenfalls im Fokus. Vor allem, weil Schiefergas angeblich Klimavorteile gegenüber Kohle hat und sich positiv auf die heimische Energiesicherheit auswirken könnte.
Lorenzo Cremonese vom IASS hat eine Studie geleitet, für welche die Treibhausgase- und Luftschadstoffe untersucht wurden, die bei der Schiefergasproduktion in Deutschland und Großbritannien zu erwarten sind. Dies sind Stoffe wie Kohlendioxid, Methan, Kohlenmonoxid, Stickoxide, Feinstaubpartikel und andere flüchtige organische Verbindungen.
Das Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Uni Potsdam, der TNO Utrecht, der FU Berlin und des IASS hielt fest, wie viele dieser chemischen Verbindungen in die Atmosphäre frei gesetzt werden – basierend auf der geschätzten geothermischen Energiegewinnung (Reservoirproduktivität), der Praxisleistung und eingesetzten technologischen Lösungen. Das Ergebnis ihrer Untersuchung wurde im „International Journal Elementa – Science of the Anthropocene“ veröffentlicht. Das Autorenteam ordnete die Gasverluste jeder Stufe der vorgelagerten Gasproduktion zu, um die Gesamtemissionen bestimmen zu können und zwei plausible Hauptszenarien zu generieren: ein „realistisches“ und ein „optimistisches“ Szenario. Während die Methanleckraten im „optimistischen Fall“ mit den offiziellen Angaben der nationalen Regierungen vergleichbar sind, liegen die Ergebnisse für den „realistischen Fall“ deutlich über den aktuellen nationalen Emissionsbilanzen in diesen Ländern. Beim Blick auf die CO2-Bilanz, ist die Emissionsintensität für die Stromerzeugung über Schiefergas weitaus höher als aktuelle Schätzungen für die konventionelle Gasförderung in Deutschland auflisten – und zwar um bis zu 35 Prozent. Die Studie lässt ernsthafte Bedenken entstehen hinsichtlich der Genauigkeit von Schätzungen der Methanleckage im Zusammenhang mit dem derzeitig konventionell geförderten Gas.
Die Ergebnisse zeigten jedoch auch, dass die Freisetzung von Luftschadstoffen wie Kohlenmonoxid, Stickoxid und Feinstaub in allen wahrscheinlichen Szenarien im Vergleich zu den übrigen nationalen Emissionen dieser Stoffe vernachlässigbar ist. Allerdings haben die Luftschadstoffe im Gegensatz zu den Treibhausgasen direkte gesundheitliche Auswirkungen auf lokaler und regionaler Ebene, was zurzeit in einer weiteren Studie untersucht wird.
Die vorliegende Studie trägt dazu bei, eine Lücke in der wissenschaftlichen Debatte über die europäischen Schiefergasreserven und die Auswirkungen ihrer Nutzung zu schließen. „Falls Schiefergas in Europa Realität wird, wissen wir, dass die möglichen Risiken eine strenge Einhaltung von Umweltvorschriften erfordern, um unvermeidliche Mängel zu minimieren“, erklärt Wissenschaftler Cremonese.
Darüber hinaus liefere die Studie wertvolle Erkenntnisse für eine Diskussion zwischen Öffentlichkeit und politischen Entscheidungsträgern über die Klimaauswirkungen einer neuen Gasindustrie. Und allgemeiner darüber, ob und wie Erdgas beim weltweiten Energiewandel eine Rolle spielen kann.

(Quelle: IASS)

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

Jetzt Newsletter abonnieren

Immer das neuste in Ihrem Postfach.

Hier anmelden

Aus H2Direkt wird H2Dahoam – lokale Wasserstofferzeugung geplant
Aus H2Direkt wird H2Dahoam – lokale Wasserstofferzeugung geplant

Im Herbst 2023 haben Energie Südbayern (ESB) und Energienetze Bayern gemeinsam mit Thüga in Hohenwart (Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm) ein bestehendes Ortsnetz mit zehn privaten Haushalten und einem Gewerbekunden vollständig auf Wasserstoff umgestellt. Die Wasserstoffversorgung wird fortgesetzt und das Projekt trägt künftig den Namen H2Dahoam.

mehr lesen
KWK-Symposium 2025
KWK-Symposium 2025

Unter dem Motto „Kraft-Wärme-Kopplung – eine wichtige Säule im Klimaschutz“ hat am 11. Juni 2025 das 23. Duisburger KWK-Symposium des Bundesverbandes Kraft-Wärme-Kopplung e.V. (B.KWK) in Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen stattgefunden.

mehr lesen
Fraunhofer IEG baut Reallabor für Geothermie im Rheinland
Fraunhofer IEG baut Reallabor für Geothermie im Rheinland

Neue Optionen für eine zuverlässige, zukunftsfeste und nachhaltige Wärmeversorgung im Rheinischen Revier möchte das neue Reallabor der Fraunhofer IEG öffnen. Es wird Kommunen und Wirtschaft den Zugang zu geothermalem Knowhow ermöglichen. Das Reallabor macht einen ersten Schritt im Strukturwandel vom Kohle- zum Wärmebergbau und damit zu neuer Wertschöpfung.

mehr lesen
Stapel Probeabo Gas

Sie möchten unser Magazin testen?

Bestellen Sie das kostenlose Probeheft!

Überzeugen Sie sich selbst: Gerne senden wir Ihnen die gwf Gas + Energie kostenlos und unverbindlich zur Probe!