Auf der gat | wat 2021 diskutiert die Branche Lösungen für eine Energieversorgung auf der Basis von dekarbonisierten Gasen und darüber hinaus über die Steigerung der Resilienz der öffentlichen Wasserversorgung angesichts spürbarer Klimaveränderungen.
Deutschland ist im Energiesektor einer der Vorreiter in der Weltgemeinschaft. „Dass der Kohleausstieg in Deutschland ein verbindliches Datum hat, ist als Erfolg für den Klimaschutz zu werten. Er darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch zukünftig die Energieversorgung resilient und zuverlässig gestaltet werden muss. Deshalb brauchen wir weiterhin molekulare Energieträger wie Erdgas und insbesondere klimaneutrale Gase. So läßt sich der eingeschlagene Pfad der Dekarbonisierung weiter beschreiten und mehr erneuerbare Energie in unsere Versorgung stabil integrieren. Mit beiden Infrastruktursäulen – dem Strom- und dem Gasnetz – erhalten wir ein zuverlässiges Gesamtsystem“, sagt der DVGW-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Gerald Linke auf der gat | wat-Pressekonferenz in Köln.
Aktuell sei Deutschland noch nicht in der Lage, seinen Gesamt-Energiebedarf rein regenerativ zu decken. Lediglich 20 % des Energiebedarfs in Deutschland werden durch Strom gedeckt – und davon stammt nur etwa die Hälfte aus erneuerbaren Quellen. Zu etwa 80 % besteht der Energieträgermix aus Erdöl, Kohle und Erdgas. Nach Abschalten der Kohlekraftwerke können Gaskraftwerke zunächst einen Teil der entstehenden Versorgungslücke füllen. Weitere werden zugebaut werden müssen. Perspektivisch können sie mit klimaneutralen Gasen betrieben werden. Die technischen Verfahren zur Erzeugung, Transport, Verteilung und Anwendung zum Beispiel von klimaneutralem Wasserstoff sind verfügbar. Als rechtssichere Grundlage dafür stehen den Unternehmen bereits erste Technische Regeln des DVGW zur Verfügung. Weitere Praxistools für die Wasserstoffwirtschaft entwickelt der DVGW im Rahmen seines H2-Innovationsprogrammes.
„Die Gaswirtschaft ist auf dem Weg in das Wasserstoffzeitalter bereits ein gutes Stück vorangekommen. Weiterhin fehlen jedoch ordnungspolitische Rahmenbedingungen, die den Markthochlauf klimaneutraler Gase ermöglichen und eine wirtschaftliche Perspektive eröffnen“, resümiert Gerald Linke. Dazu zählen eine gesetzlich verankerte Zielgröße für klimaneutrale Gase im Gasmix, Anreize für Infrastrukturbetreiber sowie Boni für Endanwender, die klimaneutrale Gase zum Beispiel zum Heizen nutzen wollen. Gasbasierte Heizungssysteme sind nach wie vor mit den niedrigsten Verbraucher-Investitionen verbunden und ebnen so den Weg hin zu einem klimafreundlichen und sozialverträglichen Wärmemarkt.
(Quelle: DVGW/2021)