Spezialisten verschiedener Fachgebiete stellten ihre Konzepte vor und betrachteten das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln: Felix Knicker von der Tractebel Engineering GmbH und Manuel Manzke, Projektmanager der Tractebel Overdick GmbH, präsentierten ihr weltweit einzigartiges Konzept einer Offshore-Plattform zur Herstellung von grünem Wasserstoff aus Windkraft. Vor wenigen Monaten erfuhr die Fachwelt erstmals von dieser Arbeit, der die Branche viel Beachtung schenkt. Ein solche Plattform ermöglicht die Produktion von umweltfreundlichem, grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab (400MW) aus Offshore-Windenergie mittels Elektrolyse. Dies eröffnet neue Perspektiven für die CO2-neutrale Erzeugung und Bereitstellung erneuerbarer Energien. Schon heute kann das zukunftsorientierte Konzept beispielsweise in der Nordsee realisiert werden. Parallel dazu sind Fachleute von Tractebel in zwei Power-To-Gas-Pilotprojekten in Frankreich aktiv, die CO2 aus Biogasanlagen und grünen H2 aus erneuerbaren Energien kombinieren.
Auch Engie, der Mutterkonzern von Tractebel, ist auf dem Gebiet H2 aktiv. Ziel des Unternehmens ist die Umsetzung von Zero-Carbon-Konzepten für regionale und globale Märkte. Paul Serrat von der Business Unit Hydrogen berichtete über Strategien und die weltweiten Projekte von Engie. Unter anderem erstellen die Wasserstoff-Experten mit Unterstützung von Tractebel Machbarkeitsstudien für H2-Projekte in den Niederlanden, Australien und Chile.
Welche Rolle Salzkavernen als großtechnische Wasserstoffspeicher spielen können, erläuterte Daniel Mercer von der Storengy Deutschland GmbH. Das Unternehmen betreibt in Europa mehrere Kavernen, die sich als sichere und leistungsfähige Speicher eignen. Sie können unter anderem saisonale Schwankungen ausgleichen, denen grüne Energie naturgemäß unterworfen ist.
Die technischen Möglichkeiten und den Nutzen des Betriebs von Gasturbinen mit H2 stellte Gabriele Pinzone, Fachgebietsleiter Thermische Kraftwerke bei Tractebel Deutschland, vor. Schnell und flexibel könnten damit Schwankungen im Stromnetz ausgeglichen werden.
Mit Lösungen für die Umwandlung von Abfällen in erneuerbare Brennstoffe bot Lorena Iglesias Albacete von der Tractebel Engineering S.A. den Teilnehmern des Forums einen Perspektivwechsel. Erste europäische Forschungsprojekte und Praxistests verlaufen vielversprechend. Ihr Vortrag leitete passend über zum Erfahrungsbericht von Matthias Ohl von der WSW Energie & Wasser AG: Bereits seit 2014 verfolgt die Stadt Wuppertal den Plan, Busse mit H2 zu betreiben, der mit Strom aus der eigenen Müllverbrennungsanlage gewonnen wird. Inzwischen sind zwei Fahrzeuge erfolgreich im Test-Einsatz.
Weitere folgen im ersten Quartal 2020. Es zeigt sich, dass mit diesem Konzept die Kosten in etwa auf dem Niveau von Dieselkraftstoff liegen. Die Vorteile von Wasserstoff für Mensch und Umwelt überwiegen jedoch deutlich.
Die Chancen, die biologische Methanisierung für Energiespeicherung, CO2-Weiterverwendung und die Herstellung erneuerbarer Brennstoffe bietet, präsentierte Camilo Lopez von Electrochaea. Auch CO2 aus Mülldeponien kann für den Prozess genutzt werden. Welchen Weg die Elektrolyse mit erneuerbarer Energie für das kommende Gigawatt-Zeitalter einschlägt, stellte Arnaud de Lhoneux von Hydrogenics Europe vor. Dabei beleuchtete er die Entwicklung der Technologie von den Anfängen bis heute und gab einen Ausblick auf das Mögliche.
Die anschließende Podiumsdiskussion vertiefte einige Aspekte. Neben den Referenten Matthias Ohl und Daniel Mercer nahmen Jeannette Uhlig, Teamleiterin Klimaneutrale Energieträger bei der Deutschen Energie-Agentur (dena), zu Fragen der politischen Rahmenbedingungen und Dr. Patric Kleineidam, Fachgebietsleiter Erneuerbare Energien bei Tractebel, zur Produktion von grünem Wasserstroff aus Erneuerbaren Energiequellen teil.
Mit Informationen aus Berlin von der parallel verlaufenden Handelsblatt-Konferenz berichtete Jeannette Uhlig, dass in rund acht Wochen mit dem zu erwartenden Statement zur nationalen Wasserstoff-Strategie der Bundesregierung ein starkes Signal gesetzt werden kann. Diskussionsthemen waren der Stellenwert von H2 im Vergleich zu anderen Gasen und Treibstoffen und die zu erwartende Entwicklung der Kosten für grüne Energie. Auch beschäftigte die Tagungsteilnehmer die Kapazitätsgrenzen für die Wasserstoff-Produktion in Deutschland und mögliche Importe aus anderen Ländern. Abschließend fasste Dr. Thomas Brandstätt die interessanten Ergebnisse und Einblicke des Tages zusammen.
Die Tagungsteilnehmer äußerten sich sehr positiv über die gelungene Veranstaltung und wünschen sich eine Fortsetzung.
(Quelle: Trectabel)