Diese energiepolitische Kontinuität in Zeiten politischer Veränderungen war auch eines der Hauptthemen des Energiepolitischen Dialogs der Open Grid Europe am 7. November 2017 in Essen. Im SANAA-Gebäude auf dem Gelände der Zeche Zollverein diskutierten Vertreter aus Wirtschaft und Landespolitik über ihre Erwartungen an die künftige Bundesregierung in Sachen Energiewende und ihre eigenen Vorstellungen, wie die Energiewende in der kommenden Legislaturperiode zum Durchbruch gelangen kann. Die Diskutanten waren sich einig, dass der bisher eingeschlagene Weg in eine Sackgasse führt. Viel Geld für eine geringe CO2-Reduktion sei kein tragfähiges Konzept, so das übereinstimmende Fazit der Diskussionsteilnehmer.
Stattdessen müsse es bei der Energiewende darum gehen, volkswirtschaftlich günstige Lösungen zu finden und das nicht in 20 oder 30 Jahren, sondern bereits heute. Der stärkere Einsatz von Erdgas sei eine dieser Lösungen. Ob zur Stromerzeugung, im Wärmebereich oder in der Mobilität, Erdgas könne einen unmittelbaren Beitrag für den Klimaschutz leisten. Eine leistungsfähige Gasinfrastruktur, die sowohl bis zum Haushalt als auch zum Industriekunden reicht, sei bereits vorhanden und könne sich dem steigenden Bedarf weiter anpassen. Dieses Asset solle bei der weiteren Ausgestaltung der Energiewende nicht unberücksichtigt bleiben.
Eines der Schlagworte, das zudem die Diskussion beherrschte, war die intelligente Sektorenkopplung, also die volkswirtschaftlich sinnvolle Verknüpfung der Strom- und Gasinfrastruktur. „Es geht darum, die Energiewende zu einem Erfolg zu machen, ohne dabei den Wirtschaftsstandort und die Versorgungssicherheit aufs Spiel zu setzen. Darüber hinaus muss Energie für die Verbraucher bezahlbar bleiben. Daher müssen wir uns auf volkswirtschaftlich günstige Lösungen konzentrieren. CO2-Vermeidungskosten und die Akzeptanz der Bürger müssen darüber entscheiden, auf welche technischen Möglichkeiten wir setzen.“, sagte Jörg Bergmann, Sprecher der Geschäftsführung der Open Grid Europe. Dabei sprach er sich zugleich dafür aus, dass die Politik flankierende Rahmenbedingen für die Energiewende schafft.
Von der Politik erwartet Bergmann darüber hinaus klare Rahmenbedingungen in Richtung einer intelligenten Sektorenkopplung. Explizit forderte er, die Systemdienlichkeit dieses Verfahrens regulatorisch anzuerkennen und es künftig von Umlagen, Abgaben und Steuern zu befreien.
Der Energiepolitische Dialog ist eine jährlich stattfindende Veranstaltung der Open Grid Europe GmbH. Unter dem Titel „Mit intelligenter Sektorenkopplung die Energiewende gestalten!“ nahmen in diesem Jahr ca. 140 Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft an der Debatte rund um Energiewende, Sektorenkopplung und die Rolle von Gas und Gasinfrastruktur teil.
Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren in diesem Jahr:
- Dr. Jens Andersen, Volkswagen Aktiengesellschaft, Konzernbeauftragter Erdgasmobilität
- Dr. Jörg Bergmann, Open Grid Europe GmbH, Sprecher der Geschäftsführung
- Christoph Dammermann, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium NRW
- André Stinka, MdL und Sprecher für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz der SPD-Landtagsfraktion
- Dr. Carsten Voigtländer, Vaillant GmbH, Vorsitzender der Geschäftsführung Moderation: Matthias Killing, SAT.1
(Quelle: Open Grid Europe GmbH)