27. Juni 2024 । Ein Jahr nach der Vorstellung des gemeinsamen Transformationspfades Neue Gase ziehen der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) und Zukunft Gas gemeinsam eine erste positive Bilanz. Wichtige Meilensteine wurden erreicht, für den weiteren Erfolg und einen nachhaltigen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft bedarf es mehr politischer Unterstützung und Investitionen.
Mit den Klimaschutzverträgen ist im März 2024 ein Fördermechanismus geschaffen worden, der klare Anreize für die Industrie setzt. Diese Verträge gleichen Kostennachteile aus und sichern Preisrisiken ab, wodurch ein stabiler und planbarer Absatz von Wasserstoff ermöglicht wird. Dies ist ein wichtiger Schritt, um den Industrie- und Innovationsstandort Deutschland zu modernisieren und klimafreundlich zu gestalten. Dagegen hat sich bei der lange erwarteten Kraftwerksstrategie noch zu wenig getan. Die weitere Ausgestaltung und vor allem ein klarer Rahmen, wie die zunächst geplante Kapazität von 10 GW H2-Ready-Gaskraftwerke finanziert werden sollen, sind dringend nötig. Sonst besteht die Gefahr, dass Kohlekraftwerke länger laufen müssen als geplant, um eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten. Zudem sind sowohl H2-ready Gaskraftwerke als auch H2-ready-KWK-Anlagen sichere Abnehmer für Wasserstoff und damit entscheidend für den Wasserstoffhochlauf.
„Die Transformation unserer Gaswirtschaft hin zu einer Wasserstoffwirtschaft ist ein Marathon, kein Sprint. Der Start des H2-Kernnetzes ist ein entscheidender Schritt und sendet ein Aufbruchssignal. Doch nun müssen wir sicherstellen, dass die notwendigen Investitionen getätigt werden und weitere politische Rahmenbedingungen insbesondere für den Handel von Wasserstoff geschaffen werden“, erklärt Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Gas.
Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW, erläutert weiter, dass die Umstellung der bestehenden Infrastrukturen auf neue Versorgungsaufgaben eine der zentralen Herausforderungen sei. Die neuen Gase können in ausreichenden Mengen zu tragbaren Kosten verfügbar sein, sofern die politischen Weichen entsprechend gestellt würden.
Auch Dr. Kirsten Westphal, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des BDEW, betont, wie notwendig das Zusammenwirken ist: „Speicherfähige neue Gase und erneuerbaren Strom braucht es für die resiliente Transformation und ein klimaneutrales Energiesystem. Umso wichtiger ist, dass der Bau von flexiblen H2-ready-Kraftwerken mit der angekündigten Kraftwerksstrategie angereizt wird, aber auch Speichermöglichkeiten aufgebaut werden.“
Um den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft zu sichern, rufen die drei Verbände zu einer kontinuierlichen Anstrengung und einer engen Zusammenarbeit zwischen Energiewirtschaft, Industrie und Politik auf. Sie fordern einen weiterführenden Dialog, um gemeinsam die politischen Leitplanken zu aktualisieren und gesamtgesellschaftlich an tragfähigen Lösungen für den Transformationspfad zur Klimaneutralität zu arbeiten. Der enge Austausch mit der Abnehmer- und Kundenseite bleibt dabei unerlässlich. Das Ziel ist klar: Die Gaswirtschaft wird zur Wasserstoffwirtschaft und stärkt so die Resilienz der Energiewende.