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„Kraftstoffe der Zukunft“: Biokraftstoffbranche kritisiert Bundesregierung

Auf dem 20. Fachkongress „Kraftstoffe der Zukunft“ äußert die Biokraftstoffbranche scharfe Kritik am Bundesumwelt- und landwirtschaftsministerium. Dort verfehle man systematisch die Klimaschutzziele.

von | 25.01.23

Biogas
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25. Januar 2023 | Auf dem 20. Fachkongress „Kraftstoffe der Zukunft“ äußert die Biokraftstoffbranche scharfe Kritik am Bundesumwelt- und landwirtschaftsministerium. Dort verfehle man systematisch die Klimaschutzziele.

Das Bundesumweltministerium fahre mit Unterstützung von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir „den Klimaschutz im Verkehr vor die Wand, die Klimaziele werden unerfüllbar.”

Die Kongressteilnehmer aus der erneuerbaren Mobilitätsbranche lehnen den jüngst bekannt gewordene Referentenentwurf des Bundesumweltministeriums zur schrittweisen Abschaffung von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse mit aller Deutlichkeit ab. Die von Bundesumweltministerin Steffi Lemke zu verantwortende und von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir unterstützte Initiative stehe im krassen Widerspruch zu der bei diesem Fachkongress vorgestellten Notwendigkeit zum Schließen der Treibhausgasminderungslücke im Verkehrssektor.

Die angekündigte schrittweise Absenkung der Obergrenze für Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse würde die Sektorzielverfehlung zementieren, auch weil der Anteil an erneuerbarem Strom sich rückläufig entwickelt und das Beschleunigungsgesetz zum Ausbau erst in Jahren seine Wirkung entfalten könne.

Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse sind, so ein Ergebnis dieses Kongresses, in ihrer Brückenfunktion essentiell. Sie liefern den größten realen Beitrag zur Treibhausgasminderung, da sie anders als E-Mobilität und Wasserstoff nicht sachwidrig mehrfach angerechnet werden. Der Hochlauf der E-Mobilität komme inzwischen ins Stocken. Ein Großteil der mit Steuermitteln geförderten Fahrzeuge werden nach kurzer Haltedauer ins Ausland weiterverkauft. Experten für erneuerbare Mobilität warnen deshalb, dass die geplante Gesetzesänderung nicht nur eine massive Verunsicherung in der gesamten Branche der erneuerbaren Mobilität bedeute, sondern ganze Warenströme umgelenkt würden.

Gesetzesänderung ist „Warnung an Biokraftstoff-Investoren”

Die geplante Gesetzesänderung des BMUV sei zugleich eine Warnung an die Investoren, die in Biokraftstoffe aus Rest- und Abfallstoffen investieren wollen. Die Umsetzung dieser Pläne würde den Klimaschutz im Verkehr um Jahre zurückwerfen, trotz der Dringlichkeit einer schnellen Minderung des Treibhausgasausstoßes.

Nachdem der Verkehrssektor im Jahr 2021 bereits das Ziel des Klimaschutzgesetzes verfehlt hat, wird auch für 2022 eine deutliche Überschreitung der Treibhausgasemissionen prognostiziert. Die Ablehnung der angekündigten Gesetzesänderung und die Forderung nach Verlässlichkeit in der Biokraftstoffpolitik sowie nach einer Nutzung aller verfügbaren Klimaschutzoptionen sind die Kernbotschaften des Kongresses.

Biokraftstoffe sind “Rückgrat der Treibhausgasminderung  im Mobilitätssektor”

Biodiesel, Bioethanol und Biomethan sind das nachhaltige Rückgrat der Treibhausgasminderung im Mobilitätssektor, so das Fazit der Kongressteilnehmer. Daher gelte es, nachhaltige Biokraftstoffe und weitere erneuerbare Kraftstoffe für einen wirksamen Klimaschutz im Verkehr konsequent zu nutzen. Die Experten empfehlen zudem, das Ambitionsniveau der gesetzlichen Klimaschutzvorgaben für den Verkehrssektor anzuheben.

Markteingeführte Biokraftstoffe und synthetische Kraftstoffe stünden bereits jetzt für ihren Einsatz bereit. Eine Debatte über eine Priorisierung von E-Fuels versus Biokraftstoffe sei daher ebenso hinfällig. Beide Technologien müssen weiter gefördert und genutzt werden – jede besitze eigene Stärken und innovative Biokraftstoffe werden auch in Zukunft benötigt. Als gemeinsamer Konsens müsse eine nachhaltige Mobilität sowohl durch den Ausbau der Ladeinfrastruktur als auch durch die Bereitstellung von nachhaltigen Biokraftstoffen und erneuerbaren Kraftstoffen im ländlichen Raum sowie für Flotten einfacher und nutzerfreundlicher gestaltet werden.

20. Fachkongress zu den „Kraftstoffen der Zukunft”

Über 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 33 Nationen waren der Einladung der fünf deutschen Biokraftstoffwirtschaft-Verbände gefolgt. Auf dem zweitägigen internationalen Fachkongress „Kraftstoffe der Zukunft“ konnten sie sich über Möglichkeiten der Verkehrswende und CO2-arme Mobilität informieren.

Die Kongressteilnehmer zeigten sich einig: Alternative Antriebsmöglichkeiten wie Biodiesel, Bioethanol und Biomethan stehen hoch im Kurs. Angesichts der Herausforderung des Klimaschutzes werden auch E-Fuels, die aus Wind-, Sonnen- und Bioenergie hergestellt werden, eine tragende Rolle für den Klimaschutz im Verkehr spielen.

Wie der Vorsitzende des Bundesverbandes Bioenergie (BBE), Artur Auernhammer, zu Beginn des Kongresses betonte, haben nachhaltige Biokraftstoffe 2021 mehr als 11 Mio. t CO₂ eingespart. Nachhaltige zertifizierte Biokraftstoffe sind daher ein unverzichtbarer Beitrag für effektiven und sofort wirksamen Klimaschutz im Verkehr, so seine Einschätzung. Es bedürfe jetzt einer umfassenden Strategie für alternative Kraftstoffe und Antriebe, forderte der BBE-Vorsitzende mit Blick auf das Bundesumweltministerium.

Der 21. Internationale Fachkongress für erneuerbare Mobilität „Kraftstoffe der Zukunft 2024“ ist vom 22. bis 23. Januar 2024 als Präsenzveranstaltung in Berlin geplant.

(Quelle: Bundesverband Bioenergie e.V./2023)

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