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DVGW: Energie- und Wasserwirtschaft vor großen Herausforderungen in unsicheren Zeiten

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Autor: Elisabeth Terplan

Die Versorgungssicherheit in Deutschland mit Energie in aktuellen Krisenzeiten zu gewährleisten und zeitgleich die notwendigen Maßnahmen mit Blick auf verfügbare Energieträger und ihre Mengen, die Ertüchtigung der Infrastruktur sowie klimaneutrales Handeln in  Verantwortung umzusetzen, sind enorme Herausforderungen, mit denen sich die Gasbranche konfrontiert sieht.

„Wie elementar Erdgas für die Energieversorgung in unserem Land gegenwärtig ist, wurde einer breiten Öffentlichkeit in den vergangenen Monaten schmerzhaft und so deutlich bewusst wie niemals zuvor. Im Kontext rascher politischer Entscheidungen, fehlendes Pipeline-Gas aus Russland zu ersetzen, hat die Energiebranche erfolgreich enorme Anstrengungen unternommen,“ sagte Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) im Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin am Vortag der gat | wat 2022, dem Leitkongress der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft. „LNG von unseren europäischen Partnern und mit aktuell über 90 Prozent gut gefüllte Gasspeicher helfen den Menschen jetzt und sorgen zusammen mit individuellen Einsparungsanstrengungen dafür, die Wintermonate bewältigen zu können. Klar muss aber auch sein, dass es insbesondere in Krisenzeiten keine Denkverbote und ideologischen Vorbehalte bei der Wahl zusätzlicher Energiequellen geben darf. Technologieoffenheit, wie sie der DVGW schon immer gefordert hat, ist jetzt so notwendig, wie niemals zuvor“, so Linke weiter.

Aufbau einer klimaschonenden Wasserstoffwirtschaft

Gerade im Wärmemarkt, also beim Beheizen von Wohnraum, steht Erdgas bundesweit mit fast 50 % das entspricht rund 21 Millionen Wohneinheiten, an der Spitze vor anderen Energieträgern. Dieser Sektor bietet große Chancen zur Dekarbonisierung, indem Wasserstoff und klimaneutrale Gase zum Einsatz kommen. Mit der Entscheidung der Bundesregierung bereits ab 2024 möglichst alle neu eingebauten Wärmeerzeuger auf Basis von mindestens 65 %  erneuerbarer Energien zu betreiben, lassen sich Klimaziele im Gebäudesektor wirksam und verbindlich erreichen. Dazu müssen aber alle Technologieoptionen zugelassen werden, etwa Hybridheizungen (Strom und Gas) oder Biogasheizungen sowie bilanzielle Regelungen. Auch ein verbindlicherer Gebietsnetztransformationsplan für den netzseitigen Wasserstoffhochlauf stellt eine Erfüllungsoption dar, denn nicht überall kann sofort ein hoher Wert von 65 % erneuerbarer Energien sprunghaft erreicht werden.  Um die vorhandene Infrastruktur, bestehend aus Fernleitungen und Verteilnetzen mit einer Gesamtlänge von über einer halben Millionen Kilometern Länge, auch in Zukunft nach Ende einer Ära fossiler Energieträger nutzen zu können und damit die Transformationen kostenminimiert zu gestalten, fordert der DVGW, längst überfällige politische Entscheidungen zu treffen. Als die im Energiewirtschaftsgesetz benannte Institution für Wasserstoffinfrastrukturen mit einer Vielzahl eigener Forschungsinsitute stellt der DVGW das technische Knowhow zur Verfügung und ist verantwortlich für das gültige Wasserstoff-Regelwerk.  

„Das Grüngasziel muss jetzt von der Ampelregierung klar definiert und gesetzlich geregelt werden. Die jahrelange politische Vernachlässigung von Molekülen, also Gasen, gegenüber Elektronen, also Strom, muss ein Ende haben“, so Linke und führt aus: „Wir wollen, dass der Aufbau einer klimaschonenden Wasserstoffwirtschaft konkret und maximal beschleunigt wird und nicht als Fußnote im Koalitionsvertrag verstaubt. Schon heute ist es möglich, bis zu 20 % Wasserstoff in die vorhandene und bilanziell zigfach abgeschriebene Gasinfrastruktur einzuspeisen. Unsere Branche braucht jetzt Klarheit, um weiter in die klimaneutrale Nutzung grüner Gase investieren zu können und so die Infrastruktur weiter zu ertüchtigen. Sie zu nutzen ist ein Gebot ökologischer und ökonomischer Vernunft.“

(Quelle: DVGW/2022)