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Die 7. Kölner Netzmeistertage

Weil das einmal erworbene Wissen in einem fachlich so komplexen und dynamischen Metier wie dem Leitungsbau längst nicht mehr über ein ganzes Berufsleben reicht, ist die zweitägige Veranstaltung für die Netzmeister aus den Bereichen Gas, Wasser und Fernwärme ein wertvoller Baustein, das Know-how in allen praxisrelevanten Aspekten weiterzuentwickeln.

von | 03.06.24

„Was hat der Leitungsbau mit dem Klimaschutz zu tun?“, so eine zentrale Eingangsfrage im Festvortrag von rbv-Hauptgeschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann. Foto: rbv

3. Juni 2024 | Weil das einmal erworbene Wissen in einem fachlich so komplexen und dynamischen Metier wie dem Leitungsbau längst nicht mehr über ein ganzes Berufsleben reicht, ist die zweitägige Veranstaltung für die Netzmeister aus den Bereichen Gas, Wasser und Fernwärme ein wertvoller Baustein, das Know-how in allen praxisrelevanten Aspekten weiterzuentwickeln.

Verbinden.vernetzen.versorgen lautet das Motto des Rohrleitungsbauverbandes. Kaum besser könnte man das Veranstaltungskonzept der Kölner Netzmeistertage zusammenfassen. Die auf zwei Tage verteilte Kombination von aktuellen Fach- und Industrievorträgen mit begleitender Fachausstellung ist eine Networking-Gelegenheit, um mit Gleichgesinnten aus dem gesamten Bundesgebiet zusammenzutreffen. Auch im Jahr 2024 nutzten rund 150 Netzmeister wieder den Termin, um sich über die jüngsten Entwicklungen der Branche zu informieren und sich über neue Anforderungen oder Probleme ihres Arbeitsalltags auszutauschen.

Was gibt es Neues im Gas- und Wasserfach?

Speed-Information gab es wieder in diesem Jahr zum Warm-Up der Tagung: Ein kompaktes Update über alle Neuerungen des Regelwerks des Gas- und Wasserfaches bildete den Auftakt in das abwechslungsreiche Programm der Kölner Netzmeistertage. „Wenn wir beim Thema Gas auf eine Gemeinsamkeit blicken, dann ist es zweifellos das Thema H2-Readiness, das derzeit breiten Raum im gesamten Engagement des DVGW einnimmt“, beschrieb Dipl.-Ing. Helge Fuchs, Referent bei der rbv GmbH, eine allgegenwärtige Entwicklung der Branche. An der Seite von Dipl.-Ing. Lothar Schiffmann, langjähriger Vorsitzender des IHK-Prüfungsausschusses Netzmeister, welcher den kundigen Counterpart für alle Regelungen des Wasserfaches beisteuerte, führte Fuchs als Moderator durch das zweitägige Veranstaltungsprogramm. Dieses hatte in bester Tradition der Veranstaltung viele Insights im Gepäck, die das berufliche Handeln von Netzmeistern in diesen Tagen stark beeinflussen. Hierzu zählte nicht zuletzt auch der spannende Überblick über den aktuellen Status quo der „Kommunalen Wärmewende“, den rbv-Hauptgeschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann im Rahmen seines Festvortrags beisteuerte, und der viele differenzierte Antworten auf die Frage „Was erwartet die Netzbetriebe?“ bot.

„Wir bauen die Energiewende!“

„Was hat der Leitungsbau mit dem Klimaschutz zu tun?“, so eine zentrale Eingangsfrage in Hesselmanns Ausführungen, die sich vielleicht schon der ein oder andere anwesende Netzmeister in jüngster Vergangenheit gestellt haben mag. Die von Hesselmann selbst gegebene Antwort lautete sodann sehr klar: „Sehr viel! Wir bauen die Energiewende, die ohne eine von uns Leitungsbauern erstellte unterirdische Infrastruktur nicht erfolgreich realisiert werden kann.“ Auf Basis seines fundierten technischen Sachverstands sei der rbv an der Seite des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB) und des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW) schon seit geraumer Zeit sehr aktiv, politische Agenden auf ihre technische Machbarkeit zu überprüfen und Irrwege – wie etwa den singulären Fokus auf den Stromsektor als Energieträger der Zukunft – als ideologisch und unwirtschaftlich zu kritisieren. Man habe sich aktiv eingebracht in die Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes, in die inhaltlichen Ausführungen des Wärmeplanungsgesetzes und in die Vorgaben zur Kommunalen Wärmeplanung. „Unsere Branche hat sich vehement gegen den politisch geforderten Rückbau der Gasnetze und für den Einsatz von grünen Gasen, darunter Wasserstoff, als Energieträger der Zukunft stark gemacht. Wir haben uns breit aufgestellt und mit gemeinsamer Stimme gesprochen, um den Wasserstoffhochlauf in Deutschland voranzubringen“, so Hesselmann. Und dies mit nicht wenig Erfolg, wenn man auf die Pläne der Bundesregierung für ein rund 10.000 km langes Wasserstoff-Kernnetz schaue oder auf das Bekenntnis zum Aufbau eines flächendeckenden und vermaschten Wasserstoffnetzes. Weitere Tätigkeitsfelder, die auf den Leitungsbau mit Blick auf die Energiewende zukämen und für die anwesenden Netzmeister kaum weniger relevant seien, sei der Ausbau der Höchstspannungstrassen, die Herstellung einer Ladeinfrastruktur für E-Autos, der Ausbau des Fern- und Nahwärmenetzes, aber auch Zukunftsthemen wie „Carbon Capture and Storage (CCS), also eine endgültige Speicherung von Kohlendioxid im Untergrund. „Eine zusätzliche wichtige Herausforderung im Kontext des Klimawandels besteht in einem Funktions- und Werterhalt im Bereich der Wasserversorgung sowie in deren Anpassung an veränderte Dargebote und Bedarfsmengen. Hier bestehen zukünftig höhere Resilienzanforderungen, um diese Infrastrukturen zukunftssicherer und generationengerecht zu betreiben“, wies Hesselmann abschließend auf einen wichtigen Aspekt des Leitungsbaus hin.

Was braucht der Leitungsbau zukünftig?

Auch die weiteren Themen des ersten Veranstaltungstages hatten einen Fokus auf Klima- und Umweltschutz, sowie auf aktuelle technische Aspekte für einen langfristigen Erhalt und zukunftsfähigen Ausbau von Gas-, Wasser- und Fernwärmeleitungsnetzen. Wenn man ein einmal gestecktes Ziel mit Nachdruck und Hingabe vorantreibt, ist dies der erste entscheidende Schritt für ein erfolgreiches Finish. Dies war ein Fazit in dem Vortrag „Wasserstofferzeugung – Blaupause für die Produktion von grünem Wasserstoff auf kommunaler Ebene“ von Dipl. -Ing. Reinhard Bartsch von der Wasserstoffzentrum Hamm GmbH. Der Geschäftsführer der Stadtwerke Hamm beschrieb die einzelnen Meilensteine von der anfänglichen Vision, führender Wasserstoffproduzent im Westfälischen Landesteil zu werden, bis hin zu einem marktreifen Konzept der Erzeugung von grünem Wasserstoff für den kommunalen Bereich in Hamm. „Wir möchten bis zum Jahr 2030 Elektrolysekapazitäten von 10 GW am Standort in Hamm schaffen“, so Bartsch. Dies folge der Erkenntnis, dass eine Dekarbonisierung der Industrie nur mit grünem Wasserstoff als ein Tool im Werkzeugkasten eines zielgerichteten Handelns möglich sei. „Ein Speichern der grünen Energie des Überschussstroms für die ´Dunkelflaute`, ist aktuell nur mit grünem Wasserstoff zu vertretbaren Kosten möglich“, war Bartschs These. „Unser Ziel war es, am Standort Hamm bei dieser Zukunftstechnologie von Anfang an und ganz vorne mitzuwirken“, beschrieb Bartsch eine Benchmark, die auch für andere kommunale Standorte interessant sein könnte. Einen umfassenden Einblick in die Erfassung, Intensivüberprüfung und Sanierung von Rohrleitungssystemen an Brückenkonstruktionen gewährte Dipl.-Ing. (FH) Mike Eckhardt, Dräger & Howarde GmbH, Iserlohn, in seinem Vortrag “Freiverlegte Rohrleitungssysteme”. Zahlreiche hochinteressante Praxisbeispiele und der Hinweis auf das jeweils hier anzuwendende Regelwerk standen im Zentrum seines Referats. Darüber hinaus gehörten der Vortrag „Ausbau von Fernwärmenetzen – Auswirkungen auf Planung, Bau und Betrieb“ von Dipl.-Ing. Andreas Steffens (RheinEnergie AG, Köln) sowie die beiden Vorträge von Dipl.-Ing. Dietmar Hölting (Gelsenwasser AG, Unna) „Bemessung und Erfassung von Wasserverlusten, Maßnahmen und Verfahren zur Detektion“ sowie „Spülung von Trinkwassernetzen – Hintergründe, Verfahren, Strategien und Maßnahmen“ zu den technischen Updates des Tages, die sich ausgewählten Funktionsbereichen der jeweiligen Versorgungsnetze widmeten. Dass bei allen Fragen des Leitungsbaus stets der Baum- und Naturschutz mitgedacht werden müsse, war ein zentrales Anliegen von Michael Honds, Gründer und Geschäftsführer der ArborPlan GmbH & Co. KG, in seinem Vortrag „Leitungsbau und Umweltschutz, Baumbestand und Pflanzungen in Leitungsnähe“. „Die ökologische Baubegleitung wird immer wichtiger und sollte von vorneherein Berücksichtigung im Leistungsverzeichnis finden“, war eine zentrale Aussage Honds, um einen sicheren Leitungsbetrieb und den Schutz des Stadtbaums frühzeitig zu kombinieren.

Von Praktikern für Praktiker

„Hier ist für jeden etwas dabei“, lautete das genauso kurze wie passende Fazit eines anwesenden Netzmeisters bereits nach dem ersten Veranstaltungstag. Den Organisatoren sei es erneut gelungen, für das Programm eine maßgeschneiderte Mischung aus individuellen technischen Feinheiten und übergeordneten Branchenentwicklungen wie zum Beispiel der Energiewende als einem entscheidenden Taktgeber der Netzplanung und des Netzmanagements zusammenzustellen. „

Die begleitende Fachausstellung sowie die rund halbstündigen Industrievorträge und maßgeschneiderten Praxisvorführungen im Ausstellungsbereich standen sodann am zweiten Tag im Mittelpunkt des Veranstaltungsgeschehens. Zu den hoch aktuellen Themenschwerpunkten dieses Jahres zählten „GeoRadar-Messungen zur Wurzel- und Leitungsdetektion“ sowie aktuelle Aspekte einer „Transformation der Fernwärme“ und ein Update zur „Presstechnik für die Energie- und Wasserversorgung der Zukunft“. Mit den „Zukünftigen Anforderungen an die Messtechnik aufgrund der steigenden Wasserstoffverwendung“ wurde ein Megatrend des Leitungsbaus adressiert. Und auch die Informationen und Präsentation zum Thema „Hot Tapping: Netzerweiterung ohne Versorgungsunterbrechung“ stießen auf hohes Interesse bei den anwesenden Netzmeistern.

Im nächsten Jahr findet die Veranstaltung voraussichtlich am 6. und 7. Mai 2025 statt.

 

(Quelle: rbv/2024)

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