15. März 2023 | Laut Branchenverband Zukunft Gas droht der aktuell diskutierte Entwurf für die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes, Kunden und Eigentümer zu überfordern. Grund sei vor allem das geplante Verbot neuer Gasheizungen.
Der Gebäude- und Heizungsbestand in Deutschland bietet große Potenziale für CO2-Einsparungen. Die aktuell diskutierten Gesetzesentwürfe gehen nach Ansicht der deutschen Gaswirtschaft aber zu weit.
„Bei der Debatte um das Gebäude-Energie-Gesetz findet insbesondere die soziale Dimension zu wenig Beachtung. Ein Fehler, denn Nachhaltigkeit umfasst auch die gesellschaftliche Tragbarkeit von Maßnahmen.“ sagt Timm Kehler, Vorstand des Branchenverbands Zukunft Gas.
Die elektrische Wärmepumpe sei unumstritten wichtig, doch kein Allheilmittel. Denn Anschaffungskosten und die für deren effizienten Betrieb erforderlichen Sanierungsmaßnahmen dürften viele Hauseigentümer überfordern.
Über 50 % des Gebäudebestandes nicht für Wärmepumpen geeignet
„Mehr als die Hälfte des Gebäudebestandes ist aktuell nicht für den Wärmepumpeneinbau geeignet. Und etwa 17 Mio. Menschen wohnen in Haushalten mit selbstgenutztem Wohneigentum, die monatlich weniger als 3.200 € netto zur Verfügung haben. Diese Haushalte werden kaum in der Lage sein, eine Modernisierung im hohen fünfstelligen Euro-Bereich zu stemmen.“
Damit sieht Kehler aber auch für den Klimaschutz große Probleme:
„Im vergangenen Jahr wurden durch den Austausch von knapp 600.000 Gasheizungen etwa 760.000 t CO2 eingespart. Die jetzt geplanten hohen Anforderungen führen aber zu einer Klimabremse:
Wenn Modernisierungen zum Luxus werden und im Jahr mehr als 500.000 alte, ineffiziente Heizungen nur repariert und nicht modernisiert werden, entsteht ein Lock-In in der Vergangenheit anstatt eines wirksamen Aufbruchs zum klimaneutralen Wohnen.“
Wasserstoff im Wärmemarkt nicht außen vor lassen
Deshalb darf nach Ansicht von Zukunft Gas der Einsatz von Wasserstoff nicht außen vor gelassen werden. Mit wasserstofffähigen Brennwert-Geräten und Brennstoffzellenheizungen stehen schon heute innovative Anwendungen zur Wärmebereitstellung zur Verfügung.
Der aktuell diskutierte Entwurf erwähnt diese Technologien, räumt ihnen jedoch kaum Entfaltungsmöglichkeiten ein. Die hohen Anforderungen im Gesetzesentwurf verhinderten Wasserstofftechnologien, so Kehler.
„Wenn wir Lösungsvielfalt ernst nehmen, muss Wasserstoff im Gasnetz dasselbe Potenzial wie Erneuerbare im Stromnetz zugemessen werden. Heute ist schließlich der CO2-Fußabdruck des deutschen Strommixes gerade im Winter alles andere als klein.“
Keine “One-Size-fits-All”-Lösung
Gleicher Chancen bedürfe es dazu nicht nur bei den Energieträgern, sondern auch für die Infrastruktur.
Zahlen und Fakten zum Wärmemarkt in Deutschland„Der Entwurf fördert den Anschluss an Fernwärmenetze mit großzügigen Übergangsfristen und Ausnahmeregeln. Der Anschluss an ein Gasnetz, das eine Umstellung auf grüne Gase vorsieht, wird nicht anerkannt. Dabei besteht mit dem Gasnetz-Transformationsplan bereits ein entsprechendes Instrument, um eine verbindliche Planung vorzunehmen.
Ohne den Einsatz der gesamten Palette an Technologieoptionen und geeigneter Energieträger kann die Klimaneutralität kaum gelingen, denn für den deutschen Bestand gibt es bekanntermaßen keine One-Size-Fits-All Lösung.“