09. März 2023 | Die Elektrolyseuranlage in Wunsiedel kann nach Angaben der SWW Wunsiedel GmbH derzeit nicht wirtschaftlich arbeiten. Die bundesweite Strompreisbremse verhindere den kostengünstigen Einkauf von grünem Strom.
Das Konzept war so einfach: Der Betreiber der Wasserstoffanlage am Energiepark Wunsiedel, die WUN H2 GmbH, sollte erneuerbaren Wind- und Solarstrom kostengünstig bei der ZukunftsEnergie Nordostbayern GmbH (ZENOB) kaufen können. Dies ist nun aber nicht mehr möglich.
Die Strompreisbremse an sich ist dabei nicht das Problem, sondern deren Finanzierungsmodell: Um die Subventionen für Privathaushalte und Betriebe stemmen zu können, schöpft der Bund sogenannte Zufallsgewinne ab. Energieversorger müssen also den Großteil der Differenz zwischen dem Börsenpreis und den Erzeugungskosten plus Gewinnmarge abgeben.
Verkauft nun ein Windpark Strom unter dem aktuellen Preis an der Börse an eine H2-Anlage, kann er damit ins Minus rutschen. Er zahlt dann mehr an den Staat, als er mit der Stromproduktion erwirtschaftet hat. In Wunsiedel verhindert das gerade einen Vertrag für die direkte Lieferung von Strom der ZENOB an die WUN H2.
„Wie kann man in Norwegen grünen Wasserstoff einkaufen wollen und zugleich hierzulande die rentable Erzeugung zunichtemachen?”, fragt Marco Krasser, Geschäftsführer der SWW Wunsiedel GmbH, die an der WUN H2 beteiligt ist.
Ausnahmeregelungen nötig
Er fordert daher die Politik zum Umsteuern auf, um der Wasserstoffwirtschaft in Wunsiedel und anderswo nicht den Todesstoß zu versetzen. Für die Abführung der Zufallsgewinne müsse es Ausnahmeregelungen geben.
Das StromPBG sieht bereits eine spezielle Regelung für Stromlieferverträge vor, die vor dem 1. November 2022 abgeschlossen worden sind. Bei diesen wird zur Ermittlung eines eventuellen Zufallsgewinns der tatsächliche Verkaufspreis herangezogen.
„Wir fordern diese Art der Berechnung auch für später geschlossene Verträge und das für alle Anlagen zur regenerativen Stromerzeugung“, sagt Krasser.
„Die ZENOB könnte dann einen für sie wirtschaftlich sinnvollen Vertrag mit der WUN H2 abschließen. Natürlich dürfte die WUN H2 dann auch nicht über die Strompreisbremse gefördert werden.“
Ein kostengünstiger Bezug von Ökostrom ist laut Krasser unverzichtbar, um Wunsiedel wie geplant zu einem Zentrum der deutschen Wasserstoffwirtschaft zu machen.
1.350 t Wasserstoff/Jahr wären lieferbar
Die Anlage in Wunsiedel soll im derzeitigen Ausbaustadium circa 1.350 t Wasserstoff pro Jahr liefern. Sie hatte im September ihren Betrieb aufgenommen.
Abnehmer sind beispielsweise Glas- und Keramikbetriebe, Transportunternehmen und ein Sägewerk. Die Kunden in Nordbayern, Thüringen, Westböhmen und im südlichen Sachsen sind maximal 200 km entfernt und werden per LKW-Trailer beliefert.
Verwertet werden auch die Abwärme des Elektrolyseurs und der bei der Elektrolyse erzeugte Sauerstoff. Außerdem soll der Wasserstoff zur Stromproduktion in Blockheizkraftwerken der Region verbrannt werden, wenn nicht genügend Strom im Netz vorhanden ist. Die dabei entstehende Wärme wird in das örtliche Wärmenetz eingespeist. Der Betreiber WUN H2 rechnet mit einem sehr hohen Gesamtnutzungsgrad von etwa 90 %.