Die Europäische Kommission hat eine EU-Strategie vorgestellt, um die Methanemissionen in der EU und weltweit zu verringern. Neben Kohlendioxid trägt das Treibhausgas Methan am stärksten zum Klimawandel bei. Als lokaler Luftschadstoff verursacht Methan zudem schwerwiegende Gesundheitsprobleme. Um die EU-Klimaziele für 2030 und Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen sowie zum Null-Schadstoff-Ziel im Rahmen des Grünen Deals beizutragen, müssen die Methanemissionen sinken. Die Strategie enthält dafür Vorschläge für legislative und nichtlegislative Maßnahmen in den Sektoren Energie, Landwirtschaft und Abfallwirtschaft.
Auf diese drei Bereiche entfallen weltweit rund 95 Prozent der auf menschliche Tätigkeiten zurückgehenden Methanemissionen. Die Kommission wird mit internationalen Partnern der EU und der Industrie zusammenarbeiten, um die Emissionen entlang der Versorgungskette zu verringern.
Eine der Prioritäten der Strategie besteht darin, die Messung von und die Berichterstattung über Methanemissionen zu verbessern. Der Umfang der Überwachung ist derzeit je nach Sektor und Mitgliedstaat sowie in der gesamten internationalen Gemeinschaft unterschiedlich. Zusätzlich zu den Maßnahmen zur Verbesserung der Mess-, Überprüfungs- und Berichterstattungsstandards auf EU-Ebene wird die Kommission in Partnerschaft mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen, der Koalition für Klima und saubere Luft und der Internationalen Energieagentur die Einrichtung einer internationalen Beobachtungsstelle für Methanemissionen unterstützen. Auch das Satellitenprogramm der EU „Copernicus“ wird dazu beitragen, die Überwachung zu verbessern, globale Superemittenten aufzuspüren und größere Methanleckagen zu ermitteln.
Um die Methanemissionen im Energiesektor zu verringern, werden eine Verpflichtung zur besseren Erkennung und Reparatur von Leckagen in der Gasinfrastruktur vorgeschlagen sowie Rechtsvorschriften erwogen, mit denen Praktiken wie das routinemäßige Abfackeln und Ablassen von Gasen verboten werden. Die Kommission wird mit ihren internationalen Partnern in einen Dialog treten und in Bezug auf Energieimporte in die EU mögliche Standards, Zielvorgaben oder Anreize sowie Instrumente für ihre Durchsetzung prüfen.
Die Kommission wird die Berichterstattung über Emissionen aus der Landwirtschaft durch eine bessere Datenerhebung verbessern und Möglichkeiten zur Emissionsverringerung mit Unterstützung aus der Gemeinsamen Agrarpolitik fördern. Der Schwerpunkt wird dabei auf dem Austausch bewährter Verfahren für innovative Technologien zur Verringerung des Methanausstoßes sowie in den Bereichen Tierernährung und Tierhaltung liegen. Auch gezielte Forschungsarbeiten zu Technologien, naturbasierten Lösungen und Ernährungsumstellung werden einen Beitrag leisten. Nicht recycle-bare organische menschliche und landwirtschaftliche Abfall- und Reststoffströme können genutzt werden, um Biogas, Biomaterialien und Biochemikalien herzustellen. Dadurch können im ländlichen Raum zusätzliche Einnahmequellen entstehen und gleichzeitig Methanemissionen vermieden werden. Für das Sammeln dieser Abfallprodukte werden daher weitere Anreize geschaffen.
Im Abfallsektor wird die Kommission weitere Maßnahmen in Betracht ziehen, um die Bewirtschaftung von Deponiegas zu verbessern, d. h. sein Energiepotenzial zu nutzen und gleichzeitig die Emissionen zu verringern; außerdem wird sie 2024 die einschlägigen Rechtsvorschriften über Abfalldeponien überprüfen. Um die Bildung von Methan zu vermeiden, ist es von entscheidender Bedeutung, die Entsorgung biologisch abbaubarer Abfälle auf Deponien auf ein Minimum zu beschränken. Die Kommission wird zudem in Betracht ziehen, weitere Forschungsarbeiten zu Technologien für die Umwandlung von Abfällen in Biomethan vorzuschlagen.
Ferner wird die Kommission die Lastenteilungsverordnung überprüfen und erwägen, den Anwendungsbereich der Richtlinie über Industrieemissionen auf bislang noch nicht darunter fallende Methan emittierende Sektoren auszuweiten.
Hintergrund
Auf molekularer Ebene wirkt Methan stärker als Kohlendioxid. Es trägt zur Bildung von troposphärischem Ozon bei und ist ein bedeutender lokaler Luftschadstoff, der schwerwiegende Gesundheitsprobleme verursacht. Am Ende seines Lebenszyklus wird Methan in Kohlendioxid und Wasserdampf umgewandelt und schadet dem Klima damit zusätzlich. Eine Verringerung der Methanemissionen trägt daher sowohl zur Verlangsamung des Klimawandels als auch zur Verbesserung der Luftqualität bei.
Die Folgenabschätzung zum Klimazielplan der EU für 2030 hat ergeben, dass die Anstrengungen zur Verringerung der Methanemissionen beschleunigt werden müssten, wenn die ehrgeizigeren Zielvorgaben einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen um mindestens 55 % bis 2030 erreicht werden sollen. Obwohl die EU nur 5 % der weltweiten Methanemissionen verursacht, wird sie sich als weltweite Nummer eins beim Import von Energie und wichtige Akteurin in der Land- und in der Abfallwirtschaft dennoch für internationale Maßnahmen einsetzen.
(EU-Kommission/2021)