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Nachwachsende Rohstoffe füllen das Erdgasnetz auf

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Autor: Elisabeth Terplan

Angesichts der aktuellen Gasmangel-Lage und explodierende Energiepreise erfährt ein Projekt in der Eifel derzeit besondere Aufmerksamkeit. Denn es zeigt im Kleinen, wie man der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und Importeuren etwas entgegensetzen kann. Die Rede ist von den Biogaspartnern Bitburg, die seit 2020 eigenes Bio-Erdgas erzeugen und damit in vielerlei Hinsicht einen nachhaltigen Beitrag für die Region leisten. Zentraler Partner des Projekts sind die Stadtwerke Trier (SWT).

Die Bilanz des ersten Betriebsjahres ist so vielversprechend, dass die Betreiber bereits einen zweiten Standort in der Eifel planen und prüfen, ob sich das Konzept auch in den Hunsrück übertragen lässt. Denn das Projekt zeigt, wie Bestands-Biogasanlagen nach dem Auslaufen der EEG-Vergütung fortbestehen können und dazu beitragen, den Anteil an regionalem Bioerdgas zu steigern. 

Seit 2020 sammeln die Biogaspartner Bitburg Rohbiogas aus sieben regionalen Anlagen, um es zu veredeln. Für den Transport der Energie hat die SWT Stadtwerke Trier Versorgungs-GmbH im Rahmen des Projekts Verbundnetz Westeifel ein rund 45 Kilometer langes Biogasnetz aufgebaut. Ein Projekt, für das die Betreiber schon zwei Mal ausgezeichnet wurden, zuletzt im Frühjahr 2022 mit dem Nachhaltigkeitsaward in Silber von der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK).

Flexibel einsetzbar 

Mit der Einspeisung in das vorhandene Erdgasnetz kann das regional erzeugte Bioerdgas an unterschiedlichen Stellen effizient genutzt werden: in Blockheizkraftwerken mit dauerhafter Wärmenutzung oder als (Beimisch-)Produkt für die Energieversorgung der Menschen in der Region. Das Produkt heißt Landgas Eifel und wird von der Landwerke Eifel Vertriebs-GmbH verkauft.

Die intelligente Steuerung des Gesamtsystems durch künstliche Intelligenz ermöglicht es, die bei den Landwirtschaftsbetrieben installierten Blockheizkraftwerke im Bedarfsfall als Flexibilitätsoption zu nutzen. So leistet die vorhandene Infrastruktur einen zusätzlichen Beitrag, um die schwankende Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie auszugleichen.

Bei der Inbetriebnahme der Anlage vor knapp zwei Jahren lobte die damalige Umweltministerin Ulrike Höfken, hier zeige sich „das Potenzial von speicherbarem Biogas für die Sektorenkopplung. Es ist in dieser Form ein herausragendes Projekt, das bundesweit Nachahmung finden könnte und sollte.“ 

Methan und Kohlendioxid

Den Produktionsablauf erklären die Stadtwerke Trier detailliert auf ihrer Homepage. Vereinfacht und verkürzt: Landwirte produzieren Rohbiogas aus landwirtschaftlichen Reststoffen (Gülle, Festmist, Futterreste) und nachwachsenden Rohstoffen. Dieses Rohprodukt besteht zu etwa 53 Prozent aus Methan (CH4) und ca. 46 Prozent aus Kohlendioxid (CO2); es wird gereinigt und gekühlt, dann über ein rund 45 Kilometer langes Rohbiogasnetz zur zentralen Aufbereitungsanlage nach Bitburg transportiert.

In Bitburg wird das einströmende Rohbiogas in einem bis zu 5300 Kubikmeter fassenden Speicher gesammelt und zur Aufbereitungsanlage geleitet, wo das CO2 entfernt wird. Das Biogas besteht nun zu 98 Prozent aus Methan. Das abgetrennte CO2 bietet optimale Voraussetzungen für den Aufbau einer Power-to-gas-Anlage. So kann aus regionalem Überschuss-Strom erzeugter grüner Wasserstoff zu Bioerdgas umgewandelt und in der bestehenden Infrastruktur gespeichert werden. 

Monokulturen vermeiden

Erdgas unterscheidet sich je nach Netzgebiet in seinen brennstoffspezifischen Kennwerten. Daher übernehmen die Stadtwerke Trier als Betreiber des Erdgasnetzes die Aufgabe, das aufbereitete Rohbiogas auf die exakten Brennstoffeigenschaften des Bitburger Erdgasnetzes zu überführen und auf den erforderlichen Netzdruck anzupassen. Die Biogaspartner Bitburg haben sich darauf verständigt, den Maiseinsatz zur Erzeugung von Rohbiogas zu begrenzen, um dem Anbau von Monokulturen entgegen zu wirken. 

Derzeit wird bei den SWT untersucht, inwiefern regionale Reststoffe aus Industrie und Gewerbe zur Biogasproduktion eingesetzt und damit als Maisersatz genutzt werden können. Das Erdgasnetz wird derweil als übersaisonales Speichernetz konzipiert.

(Quelle: SWT/2022)