Dabei ist auch der Bau eines Elektrolyseurs zur Versorgung einer H2-Tankstelle und lokaler Industrieunternehmen mit grünem Wasserstoff vorgesehen. Das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium unterstützt das mehr als 10 Mio. € teure Leitungsnetzprojekt mit insgesamt rund 7,2 Mio. €. Ministerin Daniela Schmitt übergab einen entsprechenden Förderbescheid an die Stadtwerke-Vorständin Kerstin Stumpf sowie den Geschäftsführer der Mainzer Netze GmbH, Michael Worch sowie einen weiteren Förderbescheid an Bernd Hübner, Finanzvorstand von Hy2gen.
Wie wird das neue Mainzer Wasserstoffnetz aussehen? Geplant ist zum einen eine rund 2,6 km lange neue Leitung, die in die Erde verlegt wird und durch die nach der Inbetriebnahme Wasserstoff geleitet werden kann. Diese Leitung startet am Gelände des Wirtschaftsbetriebs Mainz am Mombacher Kreisel und führt vom Klärwerk entlang der Rheinallee bis auf Höhe des Hauptsitzes der Schott AG.
Das H2-Initialnetz wurde bewusst so geplant, dass industrielle Großabnehmer wie beispielsweise Schott, aber auch die Mainzer Mobilität sowie verschiedene Industrie- und Logistikunternehmen mit geringem Aufwand an diese Leitung angeschlossen werden können. Etwa, wenn sie ihre Produktionsprozesse oder Fahrzeugflotten auf Wasserstoff umgestellt haben. In dem Einzugsgebiet der neuen Leitung liegt somit ein Großteil der perspektivischen H2-Großabnehmer in Mainz.
Ebenfalls an das Initialnetz angeschlossen werden soll die Wasserstofftankstelle, die bisher auf dem Gelände der ESWE Verkehr in Wiesbaden stand. Die Tankstelle wird in den kommenden Monaten auf das Areal des Mombacher Klärwerks umgesiedelt. An dieser Tankstelle werden nach der Inbetriebnahme die sechs vorhandene Brennstoffzellenbusse der Mainzer Verkehrsgesellschaft betankt. Außerdem wird die Tankstelle der Öffentlichkeit zugänglich sein.
Wo kommt der Wasserstoff her, um das neue Leitungsnetz sowie die Tankstelle zu versorgen? Auf einem vorhandenen Grundstück der Mainzer Netze in der Rheinallee ist dazu der Bau eines Elektrolyseurs vorgesehen – der Partner „Hy2gen“ wird dabei die Errichtung des Elektrolyseurs sowie den operativen Betrieb der Wasserstofftankstelle übernehmen. Die Mainzer Netze plant die Wasserstoff-Hochdruckleitung und baut diese auch.
„Als Meenzer Bub ist es mir eine besondere Freude dieses zukunftsweisende Projekt an der Seite der Mainzer Stadtwerke zu realisieren. Schulkinder – und damit auch meine Kinder – werden mit erneuerbarem Wasserstoff aus Mainz Bus fahren können und die Zukunft der Mobilität im Alltag erleben. Der Industrie entlang der Rheinallee machen wir darüber hinaus ein nachhaltiges, aber dennoch niedrigschwelliges Angebot auf Wasserstoff setzen zu können“, freut sich Matthias Lisson, Geschäftsführer bei Hy2gen und künftiger Betreiber der Produktionsstätte.
Die Mainzer Netze gehen bei dem Leitungsprojekt von Gesamtkosten von etwas mehr als 10 Mio. € aus. Eine finale Investitionsentscheidung soll nach Vorliegen der Vorplanung und detaillierter Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen Ende 2025 erfolgen.
Mainzer Wasserstoffprojekte
Bereits seit 2015 betreibt die Mainzer Stadtwerke AG gemeinsam mit Linde den Energiepark Mainz, in dem aus erneuerbarem Strom grüner Wasserstoff hergestellt wird. Dem Erdgasnetz der Mainzer Netze für die Versorgung von Privathaushalten des Stadtteils Ebersheim wurden bis zu zehn Prozent „grüner“ Wasserstoff beigemischt – produziert im Energiepark Mainz. Aktuell steht eine Ertüchtigung und Modernisierung des Energieparks an, da wichtige Anlagenteile wie beispielsweise die Elektrolyseure altersbedingt ersetzt werden müssen.
2022 und 2023 haben die Stadtwerke in Kooperation mit den Unternehmen Schott und Essity die Nutzung von Wasserstoff in industriellen Prozessen der Glas- und Papierproduktion erfolgreich getestet. Wasserstoff wird von der Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) überdies für den Betrieb von sechs Brennstoffzellenbussen genutzt. Im Jahr 2025 soll die gemeinsam mit der ESWE Verkehr GmbH in Wiesbaden betriebene H2-Tankstelle zum Wirtschaftsbetrieb Mainz (WBM) nach Mombach umgezogen werden.