Die Studie „Wasserstoffnetz Mitteldeutschland 2.0“ prognostiziert auf Basis konkreter Bedarfsabfragen sowie von Flächenpotenzialanalysen für das Jahr 2030 einen Wasserstoffbedarf von bis zu 39 Terawattstunden (TWh) in den Sektoren Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, Haushalte, Energiewirtschaft und Mobilität. Dieser wird sich bis zum Jahr 2040 auf bis zu 88 TWh mehr als verdoppeln. Jeweils mehr als ein Drittel des prognostizierten Bedarfs entfallen dabei auf die beiden Sektoren Industrie und Energiewirtschaft. Diese Zahlen gehen bereits über den im Rahmen der „Nationalen Wasserstoffstrategie“ der Bundesregierung ermittelten Nachfrageumfang für Mitteldeutschland hinaus.
Auch bei der lokalen Erzeugung von grünem Wasserstoff bescheinigt die Studie der Region ein umfangreiches Potenzial. So wird für das Jahr 2030 bereits eine Elektrolyseleistung von 2,9 bis 3,7 Gigawatt (GW) erwartet. Zehn Jahre später soll diese zwischen 7,1 GW bis 11,0 GW betragen. Möglich wird dies durch die weitere Steigerung des Ausbaupotenzials für erneuerbare Energien in Mitteldeutschland, das die Studie anhand von drei Szenarien (konservativ, moderat, ambitioniert) ebenfalls untersuchte. So steigt im moderaten Szenario die installierte Leistung der Windenergie im Untersuchungsgebiet bis 2040 um den Faktor 6 auf rund 34 GW, während die Freiflächen-Photovoltaik um den Faktor 8 auf 23 GW zulegt. Im Ergebnis kann im Jahr 2040 der regionale Wasserstoffbedarf zu einem Drittel durch die inländische Erzeugung im Untersuchungsgebiet gedeckt werden.
Um Nachfrager und Erzeuger von grünem Wasserstoff an den 79 durch die Studienpartner gemeldeten Anschlusspunkten miteinander zu verbinden, umfasst das geplante Wasserstoffnetz Mitteldeutschland 42 Leitungsabschnitte mit einer Gesamtlänge von 1.100 km. In enger Abstimmung mit den 13 beteiligten Netzbetreibern schlagen die Studienverfasser dazu eine stufenweise Umsetzung des Netzes für die Jahre 2030, 2035, 2040 und 2045 vor. Rund 51 % der Trasse (565 km) sollen durch die Umstellung bereits vorhandener Erdgasleitungen realisiert werden. Dadurch sowie durch die parallele Verlegung neuer Abschnitte in bestehenden Trassenkorridoren können die damit verbundenen Kosten und die Planungszeiträume deutlich reduziert werden. So rechnen die Verfasser der Studie aktuell mit Kosten für das mitteldeutsche Wasserstoffnetz von rund 1 Mrd. €. Das bedeutet eine Einsparung von 41 % bzw. 720 Mio. € gegenüber einem kompletten Neubau des Netzes.
Die gemeinsam von der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland, dem Wasserstoff-Netzwerk HYPOS e.V., der DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH sowie der INFRACON Infrastruktur Service GmbH & Co. KG initiierte Studie „Wasserstoffnetz Mitteldeutschland 2.0“ wurde im Auftrag von 54 regionalen Partnern aus Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen durchgeführt, darunter 13 Netzbetreiber, 29 Bedarfsträger/ Erzeuger und 12 Unterstützer. Damit ist sie die größte privatwirtschaftlich finanzierte Untersuchung dieser Art in Deutschland.
Kurzfassung Studie Wasserstoffnetz Mitteldeutschland 2.0 (PDF)
(Quelle: HYPOS, der DBI-Gruppe und der INFRACON/2024)