Gut ein Jahr nach Start des Innovationsvorhabens Energiepark Bad Lauchstädt blicken die sechs Konsortialpartner auf erste wichtige Erfolge der technischen Projektumsetzung und haben die nächsten Schritte des Projektes fest im Blick. Gleichzeitig gilt es aber noch, zusammen mit Politik und Verwaltung Hürden zu überwinden, vor allem die fehlenden regulatorischen Rahmenbedingungen, um auch die wirtschaftliche Seite des Vorhabens realisieren zu können.
Mit der Übergabe der Fördermittel im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im September des vergangenen Jahres haben die Konsortialpartner ihre Arbeit an den einzelnen Teilprojekten des Energieparks Bad Lauchstädt mit Hochdruck aufgenommen. Im Fokus standen ingenieurtechnische Planungen, die gleichzeitig Grundlage für die verschiedenen Genehmigungs- und Anzeigeverfahren sind.
So hat die Terrawatt Planungsgesellschaft mbH – verantwortlich für die Errichtung des Windparks – ihr Engagement auf das Genehmigungsverfahren ausgerichtet und erwartet den Abschluss und damit den Genehmigungsbescheid in den kommenden Wochen. Auch für Uniper standen zunächst die Planung und Genehmigung des Elektrolyseurs im Fokus. Der Abschluss des Verfahrens und damit der Genehmigungsbescheid wird ebenfalls in Kürze erwartet. Darüber hinaus wurde über eine Ausschreibung bereits ein Lieferant für den Elektrolyseur gebunden. Die VNG Gasspeicher GmbH hat für die Speicherung des Wasserstoffs bereits die Genehmigung zur Errichtung/Umbau der Obertageanlage an der umzuwidmenden Salzkaverne vom Landesbergamt Sachsen-Anhalt erhalten und beschäftigt sich aktuell mit der Detailplanung zur Obertageanlage. Für die Umstellung der vorhandenen Gasleitung auf den Transport von Wasserstoff wurde durch die ONTRAS Gastransport GmbH eine umfassende Molchung durchgeführt. Die Ergebnisse dieses Reinigungs- und Diagnoseverfahrens werden in Kürze zeigen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um einen sicheren Transport des hochreinen Wasserstoffs zu gewährleisten. Parallel hat das DBI – Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg im Rahmen der begleitenden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zusammen mit den Partnern ein Gesamtlayout mit allen Schnittstellen sowie Einzellayouts der Baugruppen entwickelt, um die bisher einmalige Kopplung aller Wertschöpfungsstufen zu ermöglichen. Lediglich die abschließende Entwicklung des Geschäftsmodells stellt die Konsortialpartner rund um die VNG AG trotz der abgeschlossenen Szenarien-Analyse für verschiedene Geschäftsmodelle aktuell noch vor Herausforderungen.
Status Quo
„Neben den technischen Entwicklungen für die Genehmigungsverfahren, haben wir in den vergangenen Monaten intensiv an der Entwicklung eines wirtschaftlichen Geschäftsmodells gearbeitet, können dies aber derzeit noch nicht abschließen.“ sagt Professor Dr. Hartmut Krause als stellvertretender Projektleiter und zugleich Geschäftsführer des DBI. Er zeigt auf „Der fehlende finale Entwurf des Delegated Act zur RED II und dessen Übersetzung in nationales Recht insbesondere in der 37. und 38. BImSchV sorgen für viele Unsicherheitsfaktoren. Wir haben damit keine Sicherheit, ob über die Wertschöpfungsstufen hinweg der erzeugte und eingesetzte Windstrom sowie unser Grüner Wasserstoff durchgehend als Grün und klimaneutral eingestuft werden können – dies muss schnellstens geregelt werden.“. „Die aktuelle Situation im regulatorischen Bereich birgt für das Konsortium eine große Investitionsunsicherheit und hindert uns daran, einen marktfähigen Preis für unser Produkt zu benennen und somit auch Verträge mit interessierten Kunden zu schließen. Die zeitliche Verzögerung bei der Gestaltung des Rechtsrahmens verschärft diese Situation für uns mit Blick auf die Investitionskosten. Wir sind ursprünglich von einer Gesamtinvestition von 139 Millionen Euro ausgegangen – von denen 34 Millionen über das BMWK gefördert werden. Wir wissen bereits, dass diese Gesamtinvestitionssumme nach oben korrigiert werden muss, da die Beschaffungspreise täglich steigen. Als Konsortium sehen wir uns über die einzelnen Partner hinweg unter diesen Umständen noch nicht, wie ursprünglich geplant, in der Lage, diese erheblichen Investitionen freizugeben.“ ergänzt Cornelia Müller Pagel, Projektleiterin und Leiterin Grüne Gase der VNG AG.
Ausblick
Auf technischer Seite treiben die Partner die Arbeiten im Projekt ungeachtet der Herausforderungen weiter voran. So werden sie in den kommenden Monaten Maßnahmen zur baulichen Standortvorbereitung für Windpark, Elektrolyseur sowie die Obertageanlage des Speichers vorbereiten. Darüber hinaus werden bis Mai kommenden Jahres für den Speicherbetrieb das Sicherheitskonzept sowie ein Konzept zur bidirektionalen Gasmengenmessung erstellt. Unter der Voraussetzung, dass die notwendigen Investitionsentscheidungen 2023 wie derzeit vorgesehen getroffen werden können, werden der Windpark voraussichtlich zum Jahreswechsel 2023/24 und der Elektrolyseur zusammen mit der Gasreinigung und Gasmengenmessung im 3. Quartal 2025 in Betrieb genommen. Die Umstellung der Transportleitung kann hingegen bereits zum 3. Quartal 2024 erfolgen und dann erste Tests durchlaufen. Einen durchgängigen Forschungsbetrieb über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg kann das Konsortium nach aktuellem Stand ab dem 3. Quartal 2025 aufnehmen.
(Quelle: Energiepark Bad Lauchstädt/7.12.22)