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Erdgaserzeugung im Erdgasspeicher durch Mikroben

Nicht erst seit dem Ukraine Krieg war dem Gründerteam des Regensburger Startups Microbify klar, dass Deutschland unabhängiger von importiertem Gas werden muss. Dank ihrer Technik zur Analyse von Erdgasspeichern sind das erstmals aber nicht nur bloße Phantasien. Das Team plant, dass bereits in den nächsten Jahren die ersten deutschen Erdgasspeicher nicht mehr nur als Depot […]

von | 03.06.22

Nicht erst seit dem Ukraine Krieg war dem Gründerteam des Regensburger Startups Microbify klar, dass Deutschland unabhängiger von importiertem Gas werden muss. Dank ihrer Technik zur Analyse von Erdgasspeichern sind das erstmals aber nicht nur bloße Phantasien. Das Team plant, dass bereits in den nächsten Jahren die ersten deutschen Erdgasspeicher nicht mehr nur als Depot für Erdgas, sondern auch zu dessen Erzeugung dienen.

In Erdgasspeichern kommen ganz natürlich methan-produzierende Mikroorganismen vor, die sich von Wasserstoff (H2) und Kohlenstoffdioxid (CO2) ernähren und dabei Methan (CH4) produzieren können – die Untergrundmethanisierung. “Füttert man diese Mikroben nun aktiv, so kann man mit Hilfe unseres Know-hows unterirdisch in großen Mengen „grünes Erdgas“ produzieren und eine echte Revolution in den Speichern auslösen,” so Mitgründerin Linda Dengler. Die Planungen mit ersten Partnern laufen noch 2022 an, so dass es 2023 in die Umsetzung geht.

Einige Mikroorganismen führen allerdings auch zu mikrobiell-induzierter Korrosion (MIC). Dabei greifen die Organismen nicht nur die Infrastruktur an, sondern verschlechtern oft auch massiv die Gasqualität. Hier setzt Microbify aktuell bereits Maßstäbe in der Analyse bestehender Erdgasspeicher und hilft diese zu optimieren. Dadurch ist das Startup auch von Anfang an profitabel. Einzigartig ist das Verfahren der Regensburger die Proben (gasförmig oder flüssig) aus den Erdgasspeichern zu entnehmen. Denn mit ihren in der Patentierung befindlichen Spezialbehältern ist es erstmals möglich bei einem Druck von bis zu 170 bar den Inhalt der Speicher ohne den Kontakt mit Luft (anaerob) zu entnehmen und zu analysieren. Bei Microbify Wettbewerbern ist immer Luft im Spiel. Doch sobald die Mikroben mit Luft in Berührung kommen, werden sie verändert oder sterben ab – das Analyseergebnis ist wertlos. Erste namhafte Kunden profitieren bereits von den exakten Analysen der Regensburger und den Maßnahmen zur Optimierung der Erdgasspeicher und der dazugehörigen Infrastruktur. Vor allem die Quellen und Ursachen mikrobieller Korrosion werden erkannt und behoben.

Durch eine Kooperation mit dem Dienstleister SOCON Sonar Control Kavernenvermessung GmbH kann unter dem neuen Markennamen SOFYNOX die Probenentnahme inzwischen auch in bis zu 3 km Tiefe erfolgen. “Durch diese Analysen und Optimierungen entsteht bereits ein großer finanzieller Mehrwert bei unseren Kunden. Allein ein Ventil, dass wegen mikrobieller Korrosion ersetzt werden muss, verursacht Kosten bis zu 200.000 € und weltweit wird der Schaden durch mikrobielle Korrosion jährlich auf über 3 Mrd. US Dollar geschätzt”, ergänzt Mitgründer Dr. Georg Schmid. Ein Geschäftsfeld, das sich bei dem jungen Unternehmen derzeit auch rasant entwickelt, ist die Analyse von Gaskavernen zur Wasserstoffspeicherung. “Hier arbeiten wir ebenfalls bereits profitabel. Dabei werden derzeit neue Kavernen untertage errichtet oder ehemalige Erdgasspeicher als Wasserstoffspeicher genutzt. Gerade beim Wasserstoff ist die Reinheit des Gases existenziell wichtig. Microbify stellt sicher, dass sich in den Speicheranlagen keine Mikroben ansiedeln, welche die Gasqualität verschlechtern. Dabei spielt neben der Ersterkundung des Speichers vor allem die regelmäßige Kontrolle eine entscheidende Rolle. So hilft Microbify die Reinheit des wertvollen Wasserstoffs zu bewahren”, ergänzt Dr. Schmid.

Aktuell optimiert das Team ein bis zwei Erdgasspeicher pro Jahr und plant bis 2025 seine Kapazitäten auf mindestens fünf Speicher pro Jahr zu erweitern. Daran schließt sich in der Regel dann auch immer ein langfristiges Monitoring an, um dauerhaft von den Optimierungen zu profitieren. Aktuell stemmt Microbify alle Investitionen aus dem bereits sechsstelligen Gewinn. Doch das Gründerteam plant den Umzug von der Uni Regensburg in komplett eigene Räume für Ende 2022. Die Investition in neue Laborausstattung wird sich auf etwa 400.000 € belaufen. Ob man dafür Investoren ins Boot holt, ist noch nicht sicher.

Die Microbify GmbH entstand 2021 als Ausgründung des Lehrstuhls für Mikrobiologie und Archaeenzentrum an der Universität Regensburg und besteht aus fünf Gesellschaftern. Andrea Böllmann, Linda Dengler und Dr. Georg Schmid halten die größten Anteile und arbeiten aktiv im Unternehmen. Prof. Dr. Dina Grohmann und Dr. Harald Huber agieren als Berater im Hintergrund. Der weltweit anerkannte Wissenschaftler Prof Dr. Karl Otto Stetter berät Microbify als Mentor.

 

(Quelle: Microbify/2022)

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