Bekanntlich könnte Wasserstoff gravierende Klimaprobleme lösen, indem er in der Industrie oder im Verkehr zur Dekarbonisierung beiträgt. Doch auch im Wärmemarkt dürfte Wasserstoff zu einer umweltfreundlichen Transformation beitragen, wenn die betriebswirtschaftliche Hochskalierung gelingt. Wie der globale Ist-Zustand aussieht, welche politischen Rahmenbedingungen es gibt und welchen Herausforderungen der Heizungsmarkt in Deutschland entgegenblickt, diskutierten fachkundige Referenten in der Online-Veranstaltung “Energiewende mit Wasserstoff im Wärmemarkt – Kurs halten auch in Krisenzeiten!”, die die figawa gemeinsam mit dem Vulkan Verlag ausgerichtet hat. Die Moderation führte Dipl-Ing. Volker Meyer, Hauptgeschäftsführer des figawa e.V.
Zukunft Gas
Den Anfang machte Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Gas e.V. In seinem Vortrag beschrieb er die aktuelle Situation auf den Energiemärkten in Deutschland und Europa. Derzeit leidet die Industrie weltweit unter hohen Energiepreisen. Doch Erdgas ist der wichtigste Rohstoff auf dem deutschen Wärmemarkt, und auch die Industrie benötigt Erdgas mehr als andere Energieträger. Kehler legte dar, dass die Lösung der Umwelt- und Versorgungskrisen deshalb nicht in einem Gasausstieg, sondern einem -umstieg liegt: der Transformation von Erdgas zu Wasserstoff. Ob und wie dieser auch im Wärmemarkt zur Anwendung kommen kann, ist für Kehler eine Kernfrage:
“Wir müssen jetzt sehr konkret einen Transformationspfad hin zum Wasserstoff entwickeln”, so Dr. Kehler.
BDH und ZVSHK
Anschließend erläuterte Dr. Norbert Azuma-Dicke, Leiter Politik und Strategie beim Bund Deutscher Heizungshersteller (BDH), wie der regulatorische Rahmen in Deutschland derzeit beschaffen ist. Eine Analyse des “Osterpaketes” der Regierung war ebenso Teil seines Vortrags wie ein ausführlicher Blick auf aktuelle Trends. Wärmepumpen gewinnen zunehmend an Attraktivität, so Azuma-Dicke, da auch Privathaushalte energieunabhängiger werden wollen. Doch eine einseitige Fokussierung auf Wärmepumpen und Fernwärme bremse das Modernisierungstempo eher aus. Zielführender sei es, alte Gasthermen durch modernere zu ersetzen – oder deren Umrüstung auf den Betrieb mit Wasserstoff zu prüfen. Dessen Verbrennung im Gebäude lohne sich auf jeden Fall, auch und vor allem, um die Klimaziele zu erreichen.
Wie die konkrete Umsetzung derartiger Vorhaben aussieht und vor welchen Schwierigkeiten sie steht, machte Andreas Müller, Hauptgeschäftsführer des ZVSHK, in seinem Vortrag deutlich. Die Umsetzung neuer Technologien erfordere neue Lehrpläne und gerätetechnische Ausstattung. Doch vor allem erfordere sie Fachkräfte – und an denen mangelt es. “Für die Klima- und Energiewende fehlen derzeit hunderttausende Handwerker”, mahnte Müller. Ein Blick auf die Auszubildendenzahlen stimmt düster, denn auch in der Heizungsbranche macht sich der Nachwuchsmangel bemerkbar. Unter diesen Voraussetzungen dürfte der derzeitige Auftragsbestand von 17,9 Wochen weiter zunehmen.
In der Abschlussdiskussion waren sich alle Teilnehmenden einig: es müssen Alternativen zum Erdgas geschaffen werden, weshalb die Diskussion um Wasserstoff-Heizungen nicht abbrechen darf.
Unsere Veranstaltungstipps
Die Diskussion war ein Vorgeschmack auf den Kongress “Wasserstoff in der Praxis”, welcher am 20. und 21. Juni in Düsseldorf stattfinden wird. Mehr Informationen finden Sie hier.
Wie man aus Biomasse Wasserstoff erzeugen kann, behandelt unsere zweite Veranstaltung “BtX – Von Biogas zu Wasserstoff” am 23. und 24. Juni in Hof. Weitere Informationen gibt es hier.