Fragen der weiteren Entwicklungen im Gasfach allgemein und bei der Ausgestaltung der Transport- und Verteilnetze unter den gegebenen systemischen und politischen Rahmenbedingungen sind die Schwerpunkte des gwf-Praxisseminars „Gastechnik / Gasversorgung 2016“.
Einen interessanten Einstieg in die Diskussion bietet der Vortrag „Langfristige Gasbeschaffung für Europa – Pipelineprojekte und LNG-Ketten, Gasspeicherbedarf“ von Prof. Hans-Georg Fasold. Die große Bedeutung des Themas liegt sowohl in der Sicherstellung des strategischen Zugangs zur Ressource Erdgas für Europa als auch der Notwendigkeit der langfristigen Ausrichtung der Gasinfrastruktur auf sich ändernde Randbedingungen für eine sichere Gasversorgung, die neben diversen politisch-wirtschaftlichen Implikationen auch vielfältige ingenieurtechnische Herausforderungen mit sich bringt.
Über „Netzentgelte im Gastransport“ referiert Holger Sprung von der Ontras. Das Verständnis für Produkte und Interessenslagen von Ferngasnetzbetreibern und Verteilnetzbetreibern über den eigenen Arbeitsalltag hinaus soll transparent gemacht werden.
Wulf Eichmann (Thüringer Energienetze widmet seinen Vortrag der Themenstellung „Krisenvorsorge
Gas bei Verteilnetzbetreibern“, mit Handlungsempfehlungen für die Praxis.
„L-H-Gasanpassung in Deutschland – Rahmenbedingungen und Vorgehensweisen“ ist der Titel des Referates von Dr. Matthias Werschy vom DBI GUT, bei dem die Qualitätsüberwachung im Mittelpunkt stehen wird.
Besonders im Zusammenhang mit der Einspeisung von Biogas bzw. Wasserstoff in Erdgasnetze kommt der Frage der Gasmessung (Mengen, Qualität) große Bedeutung bei der Weiterentwicklung der Gasinfrastruktur zu. Diese Fragen erörtert Dr. Achim Zajc von Metreg in seinem Vortrag „Gasmesstechnik für moderne Gasversorgungssysteme: Status quo, Entwicklungsperspektiven“. Aus
der Sicht eines neutralen Planers werden verschiedene konzeptionelle Optionen bei der Konzipierung von Gasmesssystemen marktorientiert erläutert und zur Diskussion gestellt.
Mit dem letzten Beitrag des Seminars von Prof. Jens Mischner (Fachhochschule Erfurt) zum Thema „Erdgas im Wärmemarkt: Status quo, Perspektiven, ‚Spekulationen‘“ werden aus der Sicht des Primärenergiefaktors des Endenergieträgers Erdgas verschiedene Fragen der derzeitigen und künftigen Positionierung von Erdgas im Markt diskutiert. In diesem Zusammenhang wird die Bewertungsmethodik der EnEV zu einer außerordentlichen Verschärfung der Marktposition von Erdgas im Wärmemarkt bei Neubauvorhaben führen, da der Strommix (politisch gewollt) besser gestellt wird als der Energieträger Erdgas. Aus der Sicht der Lenkungswirkung der EnEV im Hinblick auf eine Verminderung der Treibhausgasemissionen werden in diesem Zusammenhang falsche Wirkungen erreicht. Aus der Sicht der Gaswirtschaft ist eine Verbesserung des Primärenergiefaktors des Energieträgers Erdgas daher unabdingbar. Hier bedarf es des (grenzüberschreitenden)
Mit- und Zusammenwirkens von Ferngas- und Verteilnetzbetreibern, mit dem Ziel, den Einsatz fossiler Energieträger in der Bereitstellungskette Erdgas an allen relevanten Stellen zu optimieren bzw. zu minimieren bzw. durch regenerativ erzeugte Energieträger abzulösen („Dekarbonisierung der Prozesskette Erdgas“).