Der schnelle Ausbau der Erneuerbaren Energien ist ein Gebot der Stunde. Doch anstatt entschlossen voranzugehen und das vorhandene Potenzial zu nutzen bremst die Bundesregierung mit Deckeln und immer strengeren rechtlichen Rahmenbedingungen den Ausbau regenerativer Kraftwerke aus. Sowohl in der Windbranche als auch beim Biogas herrscht Stagnation. Und mit dem Ende der EEG-Vergütung im kommenden Jahr droht sogar der Rückbau bestehender Anlagen.
Unter diesen schwierigen Voraussetzungen trifft sich die internationale Biogasbranche vom 10. – 12. Dezember 2019 zu ihrer 29. BIOGAS Convention & Trade Fair in Nürnberg. Als Veranstalter dieser weltweit größten Biogas-Tagung geht es dem Fachverband Biogas e.V. darum, der Branche und ihren Akteuren Zukunftsperspektiven aufzuzeigen. „Wo Biogasanlagen früher in erster Linie Strom erzeugten, werden künftig neue Aufgaben auf sie zukommen“, erklärt der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas, Dr. Claudius da Costa Gomez.
Das Tagungsprogramm spiegelt diese neuen Aufgaben wider: Flexibilität, Biomethan und Gülleverwertung sind die großen Themenblöcke in den Panels, Workshops und Foren. Die Convention startet am Dienstag den 10.12.2019 mit den deutschen Workshops Biomethan und Recht und dem englischen Workshop „Enzyme to improve the Biogas yield“. „Das internationale Interesse an Biogas ist nach wie vor hoch“, weiß da Costa Gomez – und verweist auf drei weitere Panels in englischer Sprache: Biomethan als Kraftstoff, speziell die Bio-LNG-Technik und ihre Bedeutung für den Transportsektor werden ebenso erläutert wie das Anreizsystem für Biogas in Frankreich und Serbiens Ideen, Biogas zu etablieren. Daneben werden Best-practice Beispiele aus den Phillipinen, Argentinien und China vorgestellt. „Der internationale Markt ist für die deutschen Firmen immens wichtig“, betont da Costa Gomez. In Deutschland sind im vergangenen Jahr gerade mal 120 Biogasanlagen mit einer Gesamtleistung von 31 MW neu ans Netz gegangen. „Ohne den Zubau für die Flexibilisierung der bestehenden Anlagen und die Aufträge aus dem Ausland könnten viele deutsche Firmen nicht überleben.“ Mittlerweile ist aber der Flexdeckel erreicht. D.h. bis November nächsten Jahres müssen die Betreiber ihre zusätzliche Leistung ans Netz gebracht haben um noch die Flexprämie zu erhalten. „Danach wird nach aktuellem Stand auch dieses Standbein für die Firmen wegbrechen“, mahnt da Costa Gomez. Er erwartet auf der ebenfalls am 10.12. beginnenden Messe eine rege Nachfrage der Besucher zu diesem Thema.
Gut 200 Aussteller werden ihre Produkte und Dienstleistungen präsentieren. Auf dem Biogasfachforum in Halle 9 geht es neben der Flexibilisierung u.a. um die Themen Güllevergärung, Innovationen und Biomethan. Und beim BIOGAS-Treff auf dem Gemeinschaftsstand des Fachverband Biogas e.V. können die Messebesucher über die aktuelle Lage bei einem Kaffee diskutieren.
Den zweiten Tag eröffnet der bayerische Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, Hubert Aiwanger. Er wird die politischen Herausforderungen beleuchten, die mit dem Klimaschutz und einer klimaverträglichen Energie- und damit Biogaswirtschaft verbunden sind. Über die Perspektiven für Biogas im Kraftstoffsektor referiert anschließend der Präsident des Fachverbandes Biogas, Horst Seide, bevor es um die Bedeutung der Flexibilisierung und deren Kosten und Nutzen geht. Einen Einblick in die aktuelle Energiepolitik vermittelt dann der aktuelle Bericht aus Berlin. Neben den Vorträgen im Panel ergänzen Workshops und Foren auf Deutsch und Englisch das Programm der BIOGAS Convention.
In den deutschsprachigen Workshops am letzten Tag geht es um die sichere Instandhaltung, die Novelle der Düngeverordnung, Emissionsminderungen bei Biogas-BHKW und die Fremdstoffabtrennung bei der Vergärung von Abfällen. Zwei Praxisseminare des Bio2020Plus-Projekts des BBE erörtern Perspektiven für Biogas-Bestands- und Neuanlagen durch Post-EEG-Geschäftsmodelle. Traditionell endet die BIOGAS Convention mit der internationalen Lehrfahrt zu ausgewählten Biogasanlagen in der Umgebung. „Ich erwarte wieder viele interessante Vorträge, spannende Diskussionen und innovative Ideen“, sagt der Hauptgeschäftsführer. Es seien zwar keine leichten Zeiten für die Biogas-Branche – aber die Akteure hätten in der Vergangenheit bewiesen, dass sie mit Zuversicht, Innovationskraft und Überzeugung Hindernisse bewältigen. Da Costa Gomez unterstreicht: „Wir brauchen Biogas für die Energiewende und den Schutz unseres Klimas! Ich erwarte von der Politik, dass sie jetzt die richtigen Weichen stellt.“
www.biogas-convention.com
(Quelle: Fachverband Biogas)