Das riesige Transport- und Speicherpotenzial der Gasinfrastruktur könne dabei helfen, die zentralen Herausforderungen der Energiewende, die sich aus der Volatilität der erneuerbaren Energien ergeben, zu stemmen. Mit Technologien wie Power-to-Gas ließe sich das intelligente Zusammenspiel von Strom- und Gasnetzen entscheidend ausbauen. Zudem könne in der Gasinfrastruktur künftig auch immer mehr Biogas, Windgas oder Wasserstoff gespeichert und transportiert werden. „Ganz aktuell hat der DVGW hierzu mit dem VDE ein gemeinsames Eckpunktepapier abgestimmt, das auch ein deutliches energiepolitisches Signal für die Kopplung von Strom- und Gasinfrastrukturen aussendet: Durch die Aufnahme von erneuerbarem Strom wird die Gasinfrastruktur zur Batterie der Energiewende“, so Hüwener.
Die beiden Sektoren Wärmemarkt und Mobilität seien dabei die großen „low hanging fruits“ – die Bereiche, in denen relativ schnell und wirkungsvoll signifikante Einsparungen über die Sektorenkopplung erzielt werden könnten: „Die Modernisierung des Heizungsbestandes ist der zentrale Schlüssel, wenn wir die Klimaschutzziele erreichen wollen. Würden 10 Millionen veraltete Heizkessel durch moderne Erdgastechnologie ersetzt und zudem zehn Prozent Bio-Erdgas verwendet, könnten wir Einsparungen von bis zu 45 Mio. t CO2 pro Jahr erzielen. Daher sind wir klar für Technologieoffenheit und gegen Verbote, wie sie bei der Debatte um den Klimaschutzplan 2050 von einigen ins Spiel gebracht wurden. Die Politik ist jetzt gefragt, bei der Heizungsmodernisierung aufs Tempo zu drücken und wirksame Anreize zu schaffen. Fördermittel sollten am Kriterium der Klimaeffizienz ausgerichtet und Pläne zur steuerlichen Abschreibung von Sanierungskosten rasch umgesetzt werden.“
Das Potenzial von Gastechnologien im Mobilitätsmarkt werde im Klimaschutzplan zwar gesehen, aber nicht, dass eine Infrastruktur mit rund 900 Erdgastankstellen bereits existiere und hier sofort zählbare Ergebnisse eingefahren werden könnten, so Hüwener weiter: „Mit einer Steuerbefreiung von Erdgas als Kraftstoff über das Jahr 2018 hinaus kann die Politik jetzt ein starkes Zeichen für schnellen Klimaschutz und Technologieoffenheit im Personenverkehr setzen. Auch im Schwerlasttransport ist noch viel Luft nach oben. Über 99 % der schweren Lkw in Deutschland fahren mit Dieselmotoren. Im Vergleich zu Diesel werden mit Flüssigerdgas (LNG) Emissionen von Feinstaub um fast 100 Prozent, von Stickoxid um 80 bis 90 % sowie der CO2-Ausstoß um fast 25 % reduziert.“ Nun nehme – unterstützt von der LNG-Task Force von DVGW, dena und Zukunft Erdgas – auch in Deutschland die LNG-Mobilität endlich Fahrt auf: Ende Juni 2016 hätten Iveco und Uniper in Ulm die erste LNG-Tankstelle für Lkw in Deutschland eröffnet. Eine weitere öffentlich zugängliche Tankstelle sei derzeit in Berlin im Bau. 2017 wolle die Uniper-Tochter Liqvis zwei LNG-Tankstellen im Rhein-Ruhr-Gebiet errichten, so der DVGW-Vizepräsident abschließend.
DVGW/VDE-Eckpunktepapier „Sektorenkopplung – Motor für Innovationen“: www.dvgw.de/fileadmin/dvgw/gas/sicherheit/definition-sektorenkopplung.pdf
Grüner Zucker mit Biomethan
Nordzucker liefert dänische Rübenschnitzel an Nature Energy liefern, die daraus wiederum Biomethan für die Zuckerproduktion herstellt. Ab 2025 wird Nordzucker zur Dekarbonisierung der Zuckerproduktion das Biomethan in den beiden dänischen Werken verwenden. Es ist geplant, die CO₂-Emissionen in diesen Werken bis 2030 schrittweise um bis zu 37.000 t zu reduzieren.