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32. Oldenburger Rohrleitungsforum: Rohrleitungen im Fokus

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Autor: Redaktion

Auch in diesem Jahr konnten sich Ingenieure und Techniker, Mitarbeiter der Wasser- und Gaswerke sowie der Versorgungs- und Entsorgungsbetriebe und die Mitarbeiter von Herstellern und ausführenden Unternehmen über den aktuellen Stand der Entwicklung informieren. Was gibt es Neues in der Sanierungstechnik? Wie machen wir unsere Rohrleitungen fit für die vielfältigen Herausforderungen in Bezug auf den demografischen Wandel, sich wandelnde witterungsbedingte Verhältnisse und mit Blick auf die zunehmenden digitalen Veränderungen in den Arbeitsabläufen? Über diese und andere Fragen diskutierten mehr als 3.000 Besucher aus dem In- und Ausland sowie rund 400 Aussteller und etwa 145 Referenten und Moderatoren, die den Rahmen für das Forum bildeten, das unter dem Motto „Rohrleitungen – Innovative Bau- und Sanierungstechniken“ stand.
Das Oldenburger Rohrleitungsforum ist von Beginn an mit der Fachhochschule verknüpft. Gerade im Bereich der anwendungsorientierten Forschung würden in Oldenburg Akzente gesetzt, wobei die Arbeitsergebnisse konsequent in die Gesellschaft getragen würden, erklärte Wegener im Rahmen seiner Eröffnungsrede im ehemaligen Plenarsaal des Oldenburger Landtages. Mit Blick auf das diesjährige Motto wies der Redner auf die stetig wachsende Bedeutung von Sanierungstechniken im Tagesgeschäft hin. Insbesondere der Praxisbezug habe bei der 32. Auflage des Forums wieder im Mittelpunkt gestanden, nachdem auf den beiden vorangegangenen Veranstaltungen der Blick in die digitale Zukunft gerichtet worden sei. Gleichzeitig betonte Wegener die Bedeutung von Erhalt und Steigerung der Infrastruktursysteme. Sie sei eine Voraussetzung für die kundenorientierte und nachhaltige Bewirtschaftung der Ver- und Entsorgungssysteme, und deshalb sei es folgerichtig, dass die Entwicklungen in der Sanierungstechnik in diesem Jahr entsprechend gewürdigt würden.
Was der Markt an neuen Techniken bietet, war auf dem Forum Gegenstand der Diskussion in den Vorträgen und Gesprächen. Fünf thematische Handlungsstränge mit insgesamt 30 Veranstaltungen boten eine inhaltliche Vielfalt, mit denen sich die Gäste aus dem Wasser- und Abwasserbereich ebenso identifizieren konnten wie die aus dem Gas- und Ölsegment. Nicht vernachlässigt wurden die Klassiker, die wie immer Eingang in das Programm des Oldenburger Rohrleitungsforums fanden. Die „Diskussion im Café“ und der „Ollnburger Gröönkohlabend“ in der Weser-Ems-Halle rundeten die Veranstaltung ab.
„Ist das Gasnetz noch zu retten?“
Mit dieser Frage beschäftigte sich die „Diskussion im Café“. Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren in diesem Jahr Dr. Torsten Birkholz (DVGW, Hamburg), Dipl.-Ing. Heiko Fastje (EWE Netz, Oldenburg), Dipl.-Ing. Peter Flosbach (DEW21, Dortmund), Dr. Thomas Hüwener (Open Grid Europe, Essen, Vizepräsident des DVGW, Bonn), Dipl.-Ing. Claus Meyer (Open Grid Europe, Essen) und Dr. Dipl.-Kfm. Dipl.-Volksw. Gerrit Volk (BnetzA, Bonn). Moderiert wurde die Diskussion von Herrn Dipl.-Ing. Stephan Schalm von der Fachzeitschrift gwf Gas + Energie.
Diskutiert wurden Themen wie die Sektorenkopplung, der aktuelle Netzentwicklungsplan sowie Power-to-Gas, die Energiewende und das Unbundling. Die Teilnehmer stellten klar, dass weiterhin in das Gasnetz investiert wird und dass auf Gasseite zurzeit ungefähr doppelt so viele Hausanschlüsse gelegt werden wie vor zehn Jahren. Ein Problem sahen die Diskussionsteilnehmer darin, dass in der Politik und der Gesellschaft alles auf Strom (all electric) ausgerichtet sei. Man müsse, so die Teilnehmer der Diskussion, von der Vorstellung wegkommen, dass Gas ein Auslaufmodell sei. Zugleich müsse die Branche offen für regenerative und grüne Gase sein. Die Diskussionsteilnehmer forderten mehr Technologieoffenheit in der Energiewende sowie den verstärkten Einsatz von Gas im Bereich Mobilität. Des Weiteren plädierten einige Teilnehmer für eine stärkere Kopplung der Sektoren Gas und Strom. Besonders hervorgehoben wurde der Wert der Gasinfrastruktur. Die Teilnehmer der Diskussion betonten, dass das Gasnetz eine Basis für die Energiewende sei, weil es die Möglichkeit bietet, die vorhandene Infrastruktur zu nutzen, um regenerative Gase und erneuerbare Energien zu den Menschen zu transportieren. Zudem äußerten die Diskussionsteilnehmer den Wunsch, die Politik in die Lage zu versetzen, auf der Grundlage von Zahlen, Daten und Fakten Entscheidungen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes treffen zu können. Dr. Thomas Hüwener sagte dazu: „Ich würde mir wünschen, dass Herr Altmaier vor die Kamera tritt und sagt: ‚[…] Ich habe erkannt, dass Gas der ideale Partner der Energiewende ist, weil es die einzige Batterie ist, die heute vorhanden ist und wir werden auf diesen Energieträger und die Infrastruktur setzen. Weiterhin habe ich erkannt, dass Energiewende nicht bedeutet, die Anzahl der Aggregate in Solarzellen und Windenergieanlagen zu zählen, sondern dass die CO2-Vermeidung nun höchste Priorität hat und wir wollen auch die soziale Komponente für den Verbraucher sehen und da habe ich gehört, dass gerade die Gasinfrastruktur dazu beiträgt, € 140 Mrd. in 30 Jahren zu sparen und deshalb werden wir uns dafür einsetzen. ‘ Das wäre mein Traum.“
Grundlage einer funktionierenden Gesellschaft
Dass die Sanierung der Rohrleitungssysteme ökonomisch notwendig ist und dabei technisch vielfältig und qualitativ hochwertig ausfallen muss, wurde am Eröffnungsabend deutlich. Eine zuverlässige und umfassende Infrastruktur ist unverzichtbare Grundlage für eine funktionierende Gesellschaft und intakte Umwelt sowie florierende Wirtschaft. Sie ist somit Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft und die Teilhabe aller Bürger an Wohlstand, Lebensqualität und Gesundheit sowie Informationen, Mobilität und Selbstbestimmung, so der Tenor in einem der Einführungsvorträge. Die unterirdischen Rohrleitungssysteme für den Transport von Energie und Wasser sowie die Abwasserbeseitigung bilden einen wesentlichen Anteil der Infrastruktur – Rohrleitungsnetze verbinden, vernetzen, versorgen.
Generationenverantwortung
Diese grundlegenden Funktionen müssen allerdings regelmäßig überprüft und gegebenenfalls instandgesetzt werden. Rohrleitungen unterliegen wie alle anderen Bauwerke dem technischen Verschleiß und der Alterung. In vielen Kommunen sind die Leitungen in die Jahre gekommen – es besteht Handlungsbedarf. Dieser wird in einschlägigen Untersuchungen bestätigt: Rund ein Fünftel aller Kanalhaltungen weisen Schäden auf. Hier gilt es anzusetzen und zu handeln: Es gilt, das System funktionstüchtig zu halten und für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. In diesem Zusammenhang sehen sich Netzbetreiber, Planer und Kommunen mit grundsätzlichen Fragestellungen konfrontiert: In welchem Zustand ist mein Kanalnetz? Wieviel muss wann und wo investiert werden, um die Substanz des Netzes zu erhalten? Für viele Netzbetreiber bedeutet das einen Spagat zwischen technischen Notwendigkeiten und ökonomischen Möglichkeiten. Was ist der richtige Weg? Erneuerung, Renovierung, Reparatur?
Trendwende bei den Verfahren
Das sind Fragen, mit denen sich die verantwortlichen Personenkreise auseinandersetzen müssen. Ziel muss es sein, die Abwassergebühren zielgerichtet zu reinvestieren, um die Substanz der Netze zu bewahren. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist – neben notwendigen Qualitätskriterien – die richtige Entscheidung bei der Auswahl von geeigneten (Sanierungs-)Verfahren. Das Verhältnis von Neubau und Sanierung hat sich in den letzten Jahren stetig geändert. So ging der Anteil der Erneuerungen von 53,0 % im Jahr 2001 auf 26,3 % im Jahr 2013 zurück. Umgekehrt hierzu stieg der Anteil der Reparaturverfahren von 30,0 auf 55,3 %. Der Anteil der Renovierungsverfahren veränderte sich hingegen nur leicht von 17,0 auf 18,4 % (DWA-Umfrage, 2016). Viele Jahrzehnte war es Standard, Gräben auszuheben, in welche die Leitungen gelegt und anschließend mit Sand und Erdaushub überdeckt wurden. Danach wurden die Straßendecken wiederhergestellt. Mittlerweile hat sich mit den grabenlosen Verfahren sowohl für den Leitungsneubau, als auch für die Sanierung defekter Leitungen eine günstige Alternative zum herkömmlichen offenen Leitungstiefbau etabliert. Die Vorteile dieser Bauverfahren in Bezug auf Wirtschaftlichkeit und terminliche Aspekte sowie in Hinblick auf die geringeren Belastungen der Anwohner, aber auch die technologischen Entwicklungen in den letzten Jahren haben dazu beigetragen, dass das grabenlose Bauen immer häufiger angewendet wird.
(Quelle: Institut für Rohrleitungsbau Oldenburg)